Heute ist Montag und Fee hat heute eine Überraschung für mich. Es geht mit dem Taxi zum Stadtteil Camlica, einem Stadtteil, der Namensgeber zweier Hügel ist. Zu einem dieser Hügel beim Bügük Camlica Cocuh Park bringt uns das Taxi nun, über Brücken und Tunnel, vorbei am modernen, von Wolkenkratzern geprägten Teil der Stadt. Zwei markante Hochhäuser fallen mir ins Auge, die „Trump-Towers“. Sie waren die ersten Trump Türme, die auf dem europäischen Kontinent erbaut wurden und beherbergen Büroräume, Wohnungen und ein Einkaufskomplex mit Multiplex-Kino. Baustart war April 2012.
Der Ausblick
Der Aussichtspunkt, an den uns das Taxi bringt, ist von einem Pinienwäldchen umgeben. Und eröffnet eine gigantische Aussicht auf Istanbul von oben, auf die Wolkenkratzer, die Camlica-Moschee und das Goldene Horn. Hier gibt es Lokale und so langsam spüre ich das fehlende Frühstück. Wie schön, dass hier Frauen das Börek eigenhändig vor den Augen des Kunden frisch zubereiten. Fasziniert schaue ich beim Teigkneten zu; die Damen sitzen hinter Glas und gehen ungerührt ihrer Arbeit nach, der Teig wird frisch angerührt und geknetet. Man kann sich den Börek mit Kartoffeln oder Fleisch füllen lassen. Mit unserem Essen und heißem Tee setzen wir uns an eine der in Freien verteilten Tischgruppen. Ein Frühstück mit Ausblick. Und mit einer Istanbuler Katze, die uns ein ums andere Mal unser Essen stibitzen will.
Es zieht zwar wie Hechtsuppe, und unser Essen wird schnell kalt, doch das tut dem Gesamtpaket, hier oben zu sein und beim Essen diese Aussicht zu genießen, keinen Abbruch. Das Essen schmeckt auch kalt; mit Kartoffel gefüllten Börek kann ich nur empfehlen. Kartoffel und Teig, passt das zusammen? Sehr gut sogar. Denn die Kartoffel ist schön pikant gewürzt und es schmeckt vorzüglich.
Das denkt sich auch die Straßenkatze, die immer wieder versucht, auf unseren Tisch zu hüpfen. Hartnäckig, das Biest, sage ich. „Türke eben.“ Lacht Fee. Wir drehen noch eine Runde über die Anlage, denn es gibt noch so viel zu erschmecken. So wie mein Georgien-Urlaub fast nur aus… ähm… Weinverkostung bestanden hatte, so besteht die Zeit in der Türkei fast nur aus Essen. Es gibt Schokopudding mit Stückchen, von dem mir Fee lange erzählt, was er beinhaltet. Es gibt selbstgedrehte Bonbons, die aus zäher, bunter Zuckermassebestehen, die geschickt auf einen Stock aufgefädelt wird. Die Masse kann man aushärten lassen (das wäre der Normallfall…) oder man schleckt sie weich und warm sofort vom Stock runter (ungewöhnlich lecker), immer darauf achtend, dass die Anziehungskräfte der Erde nicht die Oberhand gewinnen und ein dicker, klebriger Tropfen zum Boden fließt.
Die Anlage mit ihrem Pinienpark, den Johannisbrotbäumen, Tischen und Bänken ist ein beliebter Ausflugsort für Bewohner, die dem Lärm von Istanbul und der Hektik seiner Straßen entkommen wollen. Und tatsächlich, selbst jetzt, ungeachtet des kräftigen Windes, ist von hier oben die gräulich braune Glocke aus Smog zu erkennen, die die Stadt wie ein Tuch umhüllt.
Gerade, als wir gehen wollen, erklingt der tägliche Ruf des Muezzin. Ich schaue auf die Uhr – es ist Gebetszeit. Eine Moschee beginnt, weitere schließen sich an. Der Ruf breitet sich aus, der Gesang schallt über die Stadt, aus jeder Moschee, wird vom Wind getragen bis zu uns hinauf. Aus jedem Winkel gleichzeitig. Ein erhabenes Erlebnis.
Nach diesem letzten Eindruck verlassen wir die Anlage. Wir haben vor, fußläufig an die Camlica Promenade zu gehen. Doch dazwischen ereignet sich etwas, das uns dazu zwingt, uns ein Taxi zu rufen. Was uns passierte, darüber werde ich euch irgendwann berichten, doch eines vorneweg: es war so gravierend, dass ich mich nur noch von dort fort wünschte. Mit dem Taxi, mit dem Hubschrauber, ganz egal. Nur weg.
Und hinterher lachten wir herzlich.
Die Promenade
In Camlica an der Promenade buchen wir eine Fährenrundfahrt. Unterschiedliche Touren sind im Angebot, wir entscheiden uns für die „Paläste-Tour“. Es ist noch etwas Zeit bis zur Abfahrt übrig, also schlendern wir am Meer entlang. Es sind viele Menschen unterwegs, spazieren, flanieren, die Männer haben ihre Angelruten ins Wasser gehängt und fischen. Einer der Männer zeigt stolz seinen Fang, der erste Fisch des Tages. Das Tier zappelt in seiner Hand, bis es schließlich auf den Asphalt fällt. Dort zappelt es weiter. Fee springt piepsend zurück. Währenddessen hebe ich das Tierchen auf, das da um sein Leben kämpft, und gebe es dem Mann zurück.
Es ist eine Promenade wie viele andere auch, mit Meer, Booten, Menschen, Restaurants. Doch Fee gefällt es hier sehr. Es neigt sich zum Abend hin und das Licht wird weicher und weicher, die Sonne wirft lange Schatten. Schon die Überfahrt nach Besiktas genießen wir sehr. Ein so schönes Erlebnis für 2,80 Euro. Fee bestellt uns Tee und frisch gepressten Saft, das beides so viel kostet wie die Überfahrt – also praktisch nichts. Warmer Wind und weiche Sonne, das Meer und das Panorama der Stadt auf beiden Seiten – was braucht man mehr. Bereits als wir am Morgen mit dem Taxi zum Aussichtspunkt fuhren, die Wolkenkratzer und all die frischen Eindrücke an mir vorbei zogen, ich den Kopf reckte wie ein junger Hund, um ja nichts zu verpassen, schon da dachte ich: ja. Das ist es. Das Reisen mit all solchen Momenten… Es ist die Essenz des Lebens.
Besiktas kann man aus das Ausgehviertel für junge Leute beschreiben. Es ist bei Touristen weniger bekannt als Taksim oder Karaköy, doch nicht minder angesagt. Wir entdecken bereits an der Promenade coole Locations. Und obwohl die Zeit drängt, schieße ich noch ein paar Bilder. Graffiti, überall. Wer hätte je gedacht, dass ich mal Selfies auf dem Klo machen würde…
[…] des Jahres 2021, als meine Freundin Fee mich überrascht. Sie bringt mich mit dem Taxi auf dem Camlica Viewpoint, einen der vielen Hügel, die die Stadt Istanbul umgeben. Von hier aus genießen wir einen sonnigen […]
Der Aussichtspunkt ist notiert. Wirklich eine fantastische Sicht auf die Stadt! Danke! Der Cliffhanger mit dem Erlebnis, von dem du uns irgendwann einmal berichten möchtest (ich werde dich daran erinnern, so viel ist sicher), ist natürlich fies! Mir geht da gerade die Fantasie durch 😂.
Besiktas kenne ich bisher nur im Zusammenhang mit dem Fußballverein. Doch das wird sich bald ändern!
Ich werde dir den Cliffhanger etwas früher via Whats App schicken, es ist wichtig, dass ihr die Gegend unterhalb des Aussichtspunktes nicht zur Fuß durchquert…
Danke! Und jetzt bin ich natürlich erst recht neugierig auf die Auflösung …
Hi Kasia,
der Ausblick auf das Panorama der Stadt Istanbul ist schon sehr eindrucksvoll. Was mir auffällt ist, dass die Architektur der Häuser teilweise so gar nicht zusammenpasst. Auf dem Bild mit dem „Asoria“-Hotel? sind ja locker 50 Jahre bautechnischer Fortschritt Differenz. Hochhäuser mit modernen Glasfronten – alte Backsteingebäude – 70er Jahre Industrie-Zweckbauten – 60er-Jahre Plattenbauten. Alles zusammengepackt auf wenigen Quadratkilometern..Das finde ich schon strange – erinnert mich aber auch an frühere Urlaube in Mittelmeerstädten von Spanien und Frankreich. Wenn man nicht grade in einer der riesigen Hotelanlagen ist, bei denen alles sich gleicht, wie ein Ei dem anderen..
Das ist mir auch aufgefallen. Das mag daran liegen, dass eine Stadt wie Istanbul ständig wächst und sich verändert, sie ist kein Museum wie Venedig o.ä. Hier darf noch (anscheinend) jeder, wie er will. Ich finde, das hat einen gewissen Charme…
Ich vermisse die Zeit sehr 😔
Uii, du bist gerade wieder urlaubsreif, meine liebe 🙂
Ein toller Aussichtspunkt. Ich wusste nicht, dass Istanbul auch so modern ist, dass man so eine Skyline sehen kann. Auf das besondere Erlebnis bin ich gespannt.
Liebe Grüße
Harald
Istanbul ist am schönsten bei Nacht, es leuchtet, funkelt und strahlt. Während die Sonne tagsüber all die hässlichen Ecken ausleuchtet 😉
Vielen Dank, dass Sie diesen schönen Tag wieder mit uns geteilt haben. Der Aussichtspunkt ist wirklich beeindruckend schön.
Den Aussichtspunkt kannte ich bis dato auch noch nicht, der Ausblick ist wunderbar.