Gestern hat es nur geregnet. Die sonnigen Tage sind vorbei und der Himmel ergießt auf die Erde, was er an Wasser so alles in sich trägt. Ich habe das Bild der sich bewegenden Scheibenwischer vor Augen, hin und her, hin und her.
Nur ab und zu klärt sich der Himmel, zwischen den dicken, grauen Wolken erscheint für einen kurzen Moment eine kleine Lücke und lässt ein wenig Sonne durch. Nur für einen Augenblick. Und solche Augenblicke hinterlassen leuchtende Flecken in der Landschaft. Dann bleibe ich stehen, um eine Burg zu fotografieren. Oder einen kleinen Bach.
Und es ist stürmisch. Auf Parkplätzen in den Städten werde ich beinahe weggeweht. Mary Poppins fliegt am Himmel vorbei und winkt. Der Plastikstuhl auf dem Balkon vor meinem Hotelzimmerfenster bewegt sich so stark, dass mir für einen Moment das Herz stehenbleibt – will da jemand einbrechen?
Ich nutze die Zeit. Nicht für lange Besichtigungen, aber um mir anzusehen, was es so alles gibt. Damit ich wieder kommen kann. Wenn das Wetter besser ist. Denn auch heute kann sich der Himmel nicht entscheiden.
Heute Nacht verbleibe ich in Gerolstein, dem Ort, wo das berühmte Gerolsteiner Wasser herkommt. Mit ihrem felsigen Wahrzeichen; diesen markanten Fels, der sich über der Stadt erhebt und aussieht, wie eine etwas schiefe Zahnreihe. Die Steine von Gerolstein.
Hier in der Gegend gibt es einiges zu sehen. Burgen, historisches, das Wolfsgehege an der Kasselburg und die Eishöhlen, die jetzt, Anfang März, zum größten Teil noch verschlossen sind. In Gerolstein gibt es ein historisches Erlebniscafe und von meinem Hotel aus habe ich einen Wahnsinnsausblick über die Eifel. Wanderwege. Kirchen.
Und heute bin ich wieder unterwegs. Am Morgen weint der Himmel bittere Tränen und aus dem Auto zu steigen macht wahrlich keinen Spaß. Ja, so ist es eben; schlechtes Wetter für Vertreter, sage ich an solchen Tagen lachend zu meinen Kunden. Doch am Nachmittag klart es auf. Na ja, das ist zu viel gesagt: sagen wir, ab und zu finden ein bis zwei Sonnenstrahlen den Weg zur Erde.
Ich bin in Daun, mit seinen berühmten Maaren. Ich bin in Ulmen, wo das Ulmener Maar noch vulkanische Aktivitäten in Form von blubberndem Wasser aufweisen soll. Ich kreise die geschwungenen, schmalen Straßen entlang und werde von Einheimischen überholt, denen die nasse, tausendmal geflickte Fahrbahn nichts auszumachen scheint.
Dann bin ich im Wald. die Strecke gefällt mir. Enge Kurven, viel Natur. Und da ich nicht mehr bedrängt werde, werde ich auch ein bisschen schneller.
Die grauen Stämme der Bäume sehen aus wie Säulen einer Kathedrale, so pfeilgerade und gleichmäßig. Da ich bald Feierabend habe, fahre ich nun mit wachen Augen durch die Gegend. Als ich anhalte, um ein Foto zu machen, ist um mich herum Stille. Nur ein kleiner Vogel zwitschert schüchtern. Nicht viele Menschen sind zu dieser Jahreszeit unterwegs, und hier, auf dieser geschwungenen Straße bin ich komplett alleine. Die Natur scheint jetzt, Anfang März, noch nicht viel zu bieten, doch gerade bei diesem unentschlossenen, trüb-nassem Wetter ist jeder Sonnenstrahl wie ein Geschenk. Die Farben des Waldes leuchten, da nass, umso intensiver. Das Braun der vergangenen Blätter, geblieben noch vom letzten Herbst, strahlt nun in einem kräftigen Ton, kein Grau ist wirklich grau, da sind noch so viele Nuancen dazwischen. Das Fehlen des Laubs offenbart die klare, symmetrische Form ihrer Stämme, nichts lenkt mehr davon ab. Das gedeckte Grün vom Moos. Das Dunkel der glänzenden Fahrbahn. Die Eifel ist schön. Zu jeder Jahreszeit.
Ich habe bereits Pläne. Im Sommer wieder zu kommen, wenn an der Kasselburg die Wolfsnächte beginnen. Für eine ganze Woche. Denn zu sehen gibt es hier genug. Jeder Ort hat für mich, in meiner Vorstellung, eine bestimmte Jahreszeit. Manche Orte sind für mich grün, wie Schottland oder Irland. Es kann gar nicht anders sein. Manche Orte sind für mich herbstlich und rostbraun, wie der Harz. Und manche sind winterlich und voller Schnee, wie der Bayerische Wald. Die Eifel ist für mich grün.
Seit gestern bin ich am Notieren. Ich schreibe mir auf, wo ich überall noch hingehen, was ich noch sehen möchte. Als Inspiration. Hier unten ist meine Liste:
- Adler und Wolfspark Kasselburg (die Wolfsnächte)
- Burg Liesingen
- Eishöhlen
- Burg bei Densdorf
- historisches Erlebniscafe Gerolstein
- der Schwarze Mann bei Prüm
- eine Alpaka-Wanderung
- Felsenpfad Eifelsteig
- Wildpark Daun