Vorsichtig spähe ich aus der kleinen Gasse heraus – ein Blick nach links, ein Blick nach rechts… Die Hauptstraße ist vollgestopft und alles steht bzw. schleicht stockend vorwärts; wie soll ich hier je wieder rauskommen?
Auf einmal öffnet sich vor mir eine Lücke – eine junge Frau hat blitzschnell meine Situation erkannt, den Rückwärtsgang eingelegt und winkt mir nun lächelnd zu. Dankbar pirsche ich vor. Den weiteren Weg fahre ich mit einem glücklichen, breiten Grinsen im Gesicht. Es ist das erste Mal, dass ich beim Autofahren lächle – und dass ein anderer Verkehrsteilnehmer der Grund dafür ist.
Was sich nach einer glücklichen Ausnahme anhört, ist keineswegs eine solche; es ist hierzulande die Regel. Schon bei meinem letzten Polen-Aufenthalt mit dem Auto durfte ich feststellen, wie höflich und zurückhaltend die polnischen Autofahrer sind. Nicht einmal wurde ich während der gesamten Aufenthaltsdauer (1 Woche) angehupt – damals wie heute.
Bereits auf der Autobahn merkte ich, ob sich ein Pole oder ein Nicht-Pole nähert; wenn sich ein Auto mit hoher Geschwindigkeit auf der linken Spur nähert und du hast, na sagen wir, einen Bus vor dir und weißt genau, dass du demnächst überholen musst: In solchen Situationen habe ich fast immer die Erfahrung gemacht, dass mich der Fahrer erst beobachtet hat. War der Bus noch weiter weg, hat er zugesehen, dass er schnellstmöglich an mir vorbei kam, war ein Überholen unausweichlich, machte er langsam, damit ich vorbei konnte. Dieses „Mitdenken“ auf deutschen Autobahnen – Fehlanzeige. Jeder brettert einfach vor sich hin – von Rücksicht wenig bis keine Spur. Das würde ich mir manchmal anders wünschen.
Das Miteinander im Straßenverkehr ist geprägt von einer unglaublichen Geduld anderen Verkehrsteilnehmern gegenüber. Man wird häufig vorgelassen und das Einfädeln im Reißverschlussverfahren klappt ohne Probleme. Keiner versucht, den anderen zu erziehen. Niemand hupt, selbst wenn du ihm aus versehen die Vorfahrt nimmst. Ja, man ärgert sich vielleicht ein bisschen in seiner eigenen Fahrerkabine – doch alles in allem geht es ganz entspannt vonstatten. Lichthupe bekommst du vielleicht als Hinweis – wenn du dein Licht vergessen haben solltest (dieses ist in Polen Pflicht). Niemand macht dich nieder, egal was für ein Sch… du zusammenfährst. Es gibt solche Tage, da will einfach nichts klappen – und an solchen Tagen bin ich dankbar für diese mir entgegengebrachte Geduld.
Gut, meine Landsleute fahren wie die Wilden. Sie überholen, als hätten sie neun Leben. Mindestens. Zebrastreifen sind eher eine Empfehlung als eine Anhaltepflicht – entsprechend zögerlich gehen Fußgänger auch drüber. Das gleiche gilt für die Geschwindigkeitsbegrenzung; eine solche gibt es zwar, doch eher pro forma. Dafür ärgert sich auch niemand über einen langsamen Vordermann – dieser wird nach Möglichkeit einfach überholt. Ohne Hupen, ohne Lichthupe, ohne Autofahrergruß- ohne großes Tam Tam. Wenn sich also ein Autofahrer dicht an deine Fersen heftet – nein, er drängelt nicht und versucht nicht, Druck aufzubauen – er passt nur den richtigen Moment ab, um an dir vorbei zu kommen.
Und wenn dir deine Mitmenschen mit so viel Gelassenheit begegnen, braucht es in der Regel nicht lange, dass auch du nach und nach aufhörst, dich über sie zu ärgern – man wird einfach entspannter.
Straßenverkehr in Polen – Wissenswertes
- In Polen herrscht Rechtverkehr.
- Zulässige Geschwindigkeiten: 50km/h innerorts in den Stunden von 5:00 bis 23:00, 60 km/h in den Stunden 23:00 bis 5:00; 90 km/h außerhalb von Ortschaften; 110 km/h auf Bundesstraßen und 130 km/h auf Autobahnen.
- Zulässige Promillegrenze: 0,2.
- In Polen herrscht ganztägige Lichtpflicht.
- Ausländischer oder internationaler Führerschein ist innerhalb Polens sechs Monate lang gültig ab dem Einreisedatum. Nach Ablauf dieser Zeit muss eine staatliche Fahrprüfung absolviert werden (die Kenntnisse polnischer Sprache werden vorausgesetzt)
- Die Benutzung des Sicherheitsgurtes ist Pflicht; das Telefonieren mit dem Handy ohne Freisprechanlage ist verboten.
- Kinder bis zum 12 Lebensjahr sollten im speziell dafür geeigneten Kindersitz verreisen, welcher auf dem Rücksitz befestigt sein sollte.
- Mitzuführen sind: Feuerlöscher, Erste-Hilfe-Kasten sowie Warndreieck.
- Warnzeichen haben die Form eines Dreiecks mit einem roten Rand und einem gelben Hintergrund.
- Außerhalb geschlossener Ortschaften dürfen sich Fußgänger auf der Fahrbahn bewegen, doch sollte das mit einer besonderen Vorsicht geschehen und man sollte nach Möglichkeit versuchen, für die kommenden Fahrzeuge gut sichtbar zu sein.
- Es ist zu beachten, dass die Qualität der Oberfläche polnischer Straßen oft von europäischer Norm abweicht.
- Besondere Vorsicht ist beim Überqueren nicht überwachter Bahnübergänge geboten.
- Busse, die sich dem Verkehr eingliedern, haben Vorfahrt.
- Bahnen haben Vorfahrt, außer die Beschilderung besagt etwas anderes.
- In größeren polnischen Städten wird der Straßenverkehr in Kreiseln oft noch von Polizisten geregelt. Manche Straßen dürfen ausschließlich von Busen und/oder Taxen befahren werden.
- Die gewagte Fahrweise polnischer Autofahrer ist der Grund dafür, dass Polen im Ranking der meisten Verkehrsunfälle in Europa mit ganz oben steht.
- Die Geldstrafen für überhöhte Geschwindigkeit schwanken zwischen 50-500 PLZ.
Weitere Infos findest du hier.
Das war: Polen, Oktober 2016
Der Bericht ist wirklich Quatsch. Wenn Du tatsächlich öfter in Polen mit dem Auto unterwegs bist, wirst Du die rücksichtslose, teilweise lebensmüde und irre Fahrweise vieler – besonders junger Polen – kennenlernen. Frag doch einfach mal einen Verkehrspolizisten, Feuerwehrmann oder Unfallretter zu diesem Thema. Oder frag Dich mal, warum Du auf einer normalen Landstrasse alle 1,5 km ein oder mehrere Kreuze am Wegesrand siehst. Es gibt so viel schönes, wissenswertes und sympathisches über Polen zu berichten. Verkehr und Autofahren gehört nicht dazu. Und schon gerade nicht auf den Autobahnen. Schau Dir mal die Unfallstatistik bezüglich tödlicher Unfälle der letzten 5 Jahre alleine zwischen Breslau und Oppeln (knapp 100km) an. Wie gesagt: Ich – wie so viele andere Leute – lieben Polen. Für mich wurde es zu einer zweiten Heimat. Deshalb bedarf meiner Meinung nach keiner Fake-Berichte oder Beschönigungen über Dinge, die dort ein echtes und bekanntes Problem sind.
Und: Hast Du wirklich in Polen schon einmal einen Polizisten gesehen, der den Verkehr in einem „Kreisel“ regelt??!!??
Hallo Benno! Vielen Dank für deine Meinung. Ja, ich bin oft in Polen unterwegs, ja, auch mit dem Auto und ja, Polen ist für mich keine zweite Heimat, es IST meine Heimat. Ich kenne die Statistiken und bin im Beitrag darauf eingegangen, auch auf die riskante Fahrweise der Polen selbst. Beim Überholen bin ich teilweise schon in der „zweiten Reihe“ mit überholt worden. Aber nichtsdestotrotz habe ich den Verkehr wie im Beitrag beschrieben erlebt, denn wer riskant fährt wie die Polen, der muss auch seine Augen überall haben. Ich habe die Fahrer als viel aufmerksamer erlebt als hierzulande, mein deutscher Partner übrigens auch. Sie sind toleranter, wenn man Fahrfehler begeht und hupen nicht gleich maßregelnd drauflos. Auch meine Mutter (60 Jahre alt, mit 53 erst den Führerschein gemacht) kann sich ohne Probleme dort bewegen. Und da ich mindestens zweimal im Jahr die Strecke Breslau-Warschau entlang fahre, kann ich die Bemerkung mit dem „Fakebericht“ nicht wirklich nachvollziehen. Schön, dass es dir im Land gefällt, ich freue mich immer wieder über Menschen, die meine Heimat lieben. Lg Kasia
To mi przykro – leider kann ich als langjähriger und unfallfreier Fahrer, der oft in der Woj. Zachodniopomorskie unterwegs ist, diese geschilderten positiven Erfahrungen IN KEINER WEISE bestätigen. Aggression pur, Null Toleranz für fremde Kennzeichen. Nur in Szczecin selbst wurde ich bisher positiv überrascht.
Abgesehen vom Verkehr bin ich Polen gegenüber ansonsten sehr positiv eingestellt.
Bardzo szkoda …
Hallo Andreas, vielen Dank für dein Feedback! Tut mir leid, dass du bisher schlechte Erfahrungen machen musstest. Ich hoffe, du kommst Polen trotzdem weiterhin gerne besuchen 😉 Lg Kasia
Wenn man nicht der Halter vom Fahrzeug ist, dann braucht man eine schriftliche Bestätigung vom Halter das man das Fahrzeug fahren darf.
Danke, Stefan 🙂 das hätte ich nicht gewusst… Und wieder was neues gelernt… 😉