Tag 0.
Ungläubigkeit. Ich glaube, das war die erste Emotion. Die Wände bröckeln, ich bröckele mit. Der Putz beginnt zu rieseln, erste Steine lösen sich. Dabei glaube ich immer noch, auf festem Boden zu stehen, werde die Tragweite dessen, was ich gerade erlebe, erst später begreifen lernen. Und dann, als ich begreife – tiefe Traurigkeit.
Tag 3.
Enttäuschung. Maßlose Enttäuschung. Verbitterung, Wut. Der böse Wunsch, dem anderen ebenfalls weh zu tun. Und zugleich das sichere Wissen, dass es ja doch keine Befriedigung mit sich brächte.
Die Gedanken flattern in meinem Kopf wie ein eingesperrter Vogel. So viele Sätze, die nach draußen dringen wollen. Und jede Menge Wut. Sind alle Menschen so? Was war ich dumm. Die Erkenntnis, dass schlechtes Verhalten niemandem zueigen; dass es hausgemacht ist, die Welt um uns herum spiegelt. Erfahrungen formen, doch welchen Nutzen ziehen wir daraus? Welche Konsequenz für die Zukunft? Wie begegnen wir den Menschen – davor und danach? Was macht es mit uns?
Der starke Wunsch, sich zu verschließen, sich selbst der Nächste zu sein.
Die übliche „Warum“- Frage und die Antwort: Menschen sind so; was hast du erwartet? Wie oft in deinem Leben möchtest du noch naiv sein?
Tag 7.
Manchmal vergesse ich. Manchmal kommt das Lachen wieder. Ich erschaffe mir meine Welt ohne die Gedanken, schaufele mir unbeschwerte Augenblicke frei. Doch oft noch flattert das Geschehene in meinem Kopf herum. Dann tue ich etwas, das ich bei anderen Menschen und auch an mir ansonsten verabscheue: Ich bemitleide mich selbst.
Die besorgten Blicke meiner Umgebung lassen mich nicht zur Ruhe kommen, auf die gutgemeinten Nachfragen weiß ich keine Antwort. So langsam kommt die Erkenntnis, dass man nicht alles ausdiskutieren kann.
Tag 14.
Die Wut legt sich; die Enttäuschung nicht. Doch langsam weiß ich, dass ich auch ohne klärende Worte abschließen kann. Ich bin froh um jede Ablenkung, die von außen kommt, möchte alles, nur nicht reden.
Wohlmeinende Blicke der anderen.
Ich sehe das warme Lächeln meiner Freunde und weiß, dass ich richtig liege: Menschen sind nicht so. Dieser Mensch ist so. Es gibt Dinge, die man nicht mehr richten kann, es gibt Grenzen, die nur einmal überschritten werden können. Und man kann nichts weiter tun als darüber hinweg schreiten und weiter gehen. Und den Mut haben, für sich selbst damit abzuschließen. Mit dem Wissen, dass man die Menschen auch in Zukunft weiterhin an sich heranlassen wird.