Europa, Schweiz

Basel – Preise zum Ausrasten

Zelten in der Schweiz, Juli 2009

Der Tag nach dem Gewitter ist der Tag der Abfahrt; der Tag, sich von all dem hier zu verabschieden. Doch um den Abschied nicht allzu traurig sein zu lassen, haben wir uns ein besonderes Highlight bis ganz zum Schluss aufgehoben – den Besuch in der Stadt Basel.

Und darauf freue ich mich ganz besonders, denn Basel soll eine der schönsten Altstädte überhaupt ihr eigen nennen. Doch da der Zeltplatz zeitig geräumt werden muss, um Platz für Nachzügler zu machen, entscheiden wir uns trotz der hohen Preise, zunächst einmal in Luzern zu frühstücken.

Die Befestigungstürme von Luzern

Wir haben uns dafür etwas Spezielles ausgeguckt: Wir begeben uns zunächst einmal in den örtlichen Kaufhof, der mitten in der innenstädtischen Fußgängerzone liegt, doch nicht, um einzukaufen, nein – der Kaufhof lockt mit einem Frühstücks-Sonderangebot, welches uns in Angesicht der horrenden Schweizer Preise gerade richtig kommt.

Der „Frühstücksraum“ befindet sich ganz oben, im obersten Stock – genauer gesagt, auf der Dachterrasse, wo wir uns, die Tabletts mit Brötchen und Orangensaft in den Händen balancierend, einen freien Tisch suchen – gute Aussicht inklusive. Und die Aussicht ist toll, die ganze Stadt Luzern liegt uns sozusagen zu Füßen und ich fühle mich, als wäre ich in der Welt zu Hause. Ein kleiner Spatz schaut sich völlig ohne Scheu auf dem Boden und auf den Tischen nach übrig gebliebenen Krümeln um.

Luzern von oben, Spatz im Profil…

Bis nach Basel ist es eine Stunde Fahrt, doch wir nehmen gerne diesen Umweg auf uns, denn wir sind neugierig.

Und werden enttäuscht.

Wir parken das Auto etwas abseits der Innenstadt und laufen zu Fuß über die Mittlere Brücke in die Stadt hinein. Es lohnt, stehen zu bleiben und von der Brücke aus einen Blick auf die Stadt zu werfen, die eine zweitausendjährige Geschichte hinter sich hat: Erst die Kelten, dann die Römer und im 15 Jahrhundert wurde die erste Universität Basels gegründet.

Das aus roten Ziegeln gebaute Rathaus beeindruckt mich, obgleich genau davor eine Straßenbahnhaltestelle das Betrachten und Fotografieren schwierig macht. Nichtsdestotrotz dominiert es das Stadtbild und lässt uns stehen bleiben und schauen. Die verspielten, farbigen Malereien der Rathauswände sind schön anzuschauen und erinnern mich an den kleinen, schicken Marktplatz in Luzern.

Doch nach der ruhigen, fast schon beschaulichen Idylle von Luzern und all den kleineren Orten rund um den Vierwaldstättersee herum, nach den farbenfrohen Häusern und der Sauberkeit empfinde ich Basel als laut, stickig und unruhig – von der liebgewonnenen Schweizer Idylle keine Spur. Und auch die viel angepriesene Altstadt haut uns nicht vom Sockel.

Die Fußgängerzone in Basel

Doch die Preise – ja, die tun es, sie tun das, was die Altstadt nicht vermag: Sie machen uns sprachlos. Selbst der McDonalds hat sein Niveau kräftig angeschraubt – doch mir ist auch bekannt, dass die Gehälter im Land sich mit denen in Deutschland nicht messen können – Schweizer verdienen mehr. Und so schlendern wir kopfnickend an dem Plakat eines Schaufensters vorbei, welches mit vermeintlichen Rabatten zu locken sucht.
Die Überschrift des Plakates:

„Preise zum Ausrasten…“

Das sind sie.

 

Mittlere Brücke, Basel

 

Rathaus, Basel

 

Schokoladenhaus, Basel

Bei einer Sache können wir allerdings nicht widerstehen; in der Fußgängerzone entdecken wir in einer alten Hausfassade ein Schokoladenhaus mit feinsten, handgemachten Schokoladensorten: Hell, dunkel, mit Früchten und Nüssen und auch Sorten, die ich noch nie in meinem Leben gesehen, geschweige denn probiert habe. Bereits der köstliche Duft, der sich bis zur Straße hin ausbreitet, lässt uns stehenbleiben und träumen. Und bald schon verspüren wir Hunger, nein… weniger Hunger, eher diese große, unbändige Lust auf Süßes, die sofort befriedigt werden will.

Innern kaufen wir von jeder Sorte einmal ein – und bereuen nichts, auch nicht, wenn wir ein kleines Vermögen in Basel dalassen. Sorgfältig verstaue ich den kleinen, leckeren Schatz in meiner Tasche.

Vielleicht gebe ich Basel irgendwann nochmal eine Chance – vielleicht waren wir nicht überall, haben nicht alles gesehen. Oder der zweite Eindruck wird anders sein, mal sehen, denn ich habe im Nachhinein positive Reiseberichte zu Basel gesehen. Doch an jenem Tag machen wir uns auf und fahren nach Hause, mit der Gewissheit im Hinterkopf, dass sich so etwas Schönes wie die Altstadt von Luzern und die Schönheit und Ruhe vom Vierwaldstättersee für uns kaum toppen lässt.

Wieder zu Hause. Wenn ich morgens aufstehe und aus dem Fenster schaue, sehe ich eine Häuserwand. Von meiner Wohnung aus wird der Blick auf die Hinterhöfe der Mehrfamilienhäuser frei. Ich vermisse die Natur, die Berge, die Sonne, die den frischen Morgentau verfliegen lässt. Ich vermisse das kühle Gras unter meinen Füßen, während ich an den Zelten vorbei unter die Dusche laufe. Ich vermisse das Zwitschern der Vögel, den Klang der Kuhglocke und den süßen Schweizer Akzent: Grüß di!

Und wenn wir dann da sitzen und Stück für Stück die mitgebrachte Schokolade fast schon zeremoniell im Mund zergehen lassen, ist es fast so, als sei ich wieder vor dem Zelt am Wasser, als sitze ich auf dem kühlen Stein und schaue zu den Bergen auf.

Und bereits in diesem Moment weiß ich, dass ich bald wieder weg möchte. So bald es geht…

Kasia

Hi, ich bin Kasia, die Stimme von "windrose.rocks" :-)
Treibt Dich die Frage um, was sich denn alles jenseits der heimischen Couch verbirgt, bist Du rastlos und neugierig wie ich und spürst den Drang in Dir, in die Welt hinaus zu gehen? Dann tue es! Ich nehme Dich mit auf meine Reisen und lasse Dich hautnah das Unterwegs sein miterleben - in all seinen Facetten. Lass Dich inspirieren, komm mit mir und warte nicht länger, denn... die Welt ist so groß und wir sind so klein, und es gibt noch so viel zu sehen!

Die Welt wartet auf uns.

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2 Kommentare

  1. Da hab ich doch gleich was für dich ! Sicherlich erkennst du manches wieder

    https://mannisfotobude.wordpress.com/2019/09/23/basel-die-kleine-weltstadt/#more-12541

    1. Habe ich eben gelesen und kommentiert! Ein schöner Beitrag. Die „Fährli“ sind mir neu, davon wusste ich nichts. Ein guter Tipp! 🙂

Was brennt dir auf der Zunge? ;-)

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