Zelten in der Eifel, August 2016
Teil 2.
Anfangs hatte ich gut geschlafen, doch in der Nacht weckte mich ein Anliegen, das sich irgendwann nicht mehr ignorieren ließ. Irgendwann morgens um drei kroch ich aus dem Zelt, zog meine Schuhe an und ging den langen Kiesweg zu den sanitären Räumen entlang. Der Himmel hatte sich stellenweise zugezogen und es blitzte und donnerte in der Ferne. Der Fluss plätscherte zuverlässig vor sich hin und der Campingplatz lag in tiefer Ruhe.
Die Schiebetür war diesmal verschlossen, und so benutzte ich meine Karte, um hereinzukommen. Ich lief am großen, steinernen Kopf eines Buddha vorbei, über dessen Oberfläche das Wasser lautlos in ein Auffangbecken glitt. Was die Duschräume und den gesamten sanitären Bereich betrifft, so hatten die Bewertungen nicht zu viel versprochen; die Räume hätten mit ihrer Ausstattung jedem Vergleich mit einem Wellnessbereich standhalten können.
Die Nacht war frisch und ich fror, auf meinen nackten Beinen hatte sich Gänsehaut gebildet. Egal wie heiß es tagsüber ist, dachte ich mir nun; künftig kommen ab sofort immer warme, lange Kleidung und warme Socken zu jedem Zelten mit.
Wieder im Zelt bin ich hellwach. Es dauert fast eine Stunde, bis ich wieder einschlafe. Gegen Morgen wird es empfindlich kalt. Und selbst die Sonne, die ich in der Ferne über die Wiese streifen sehe, ändert daran nichts.
Um acht weckt mich Stefan mit Brötchen und einem Cappuccino. Und danach hindern mich die Holländer zu unserer Rechten am Wiedereinschlafen. Nachdem ich eine zeitlang frierend in meine Decke fluche, gebe ich auf, stehe auf und gehe duschen. Den Jugendlichen werfe ich im Vorbeigehen einen bösen Blick zu. Der gesamte Campingplatz liegt noch ruhig da, die einzelnen Menschen, die schon aufgestanden sind und beim Frühstück sitzen, geben kaum einen Mucks von sich. Nur neben unserem Zelt geht die Post ab. Ja geil…
Ich schlüpfe in die schöne warme Dusche. Ach wie gut, dass das Wasser direkt heiß aus der Brause kommt. Keine Wartezeit, kein Vorsichtig-die-Hand-drunter-halten, um die Temperatur zu prüfen. Nein, reinspringen, fertig! Oh, und guck mal da, einen Fön haben sie auch noch…
Frisch wie ein junger Morgen kam ich wieder am Zelt an. Wir bauten zusammen, sahen noch den Motorradfahrern beim selbigen zu (und ja, sie haben alles aufs Motorrad gekriegt!) und verzogen uns ins nebenan gelegene Freibad.
Der Himmel zog sich langsam und unauffällig zu. Das Gewitter, welches sich gestern in der Nacht gemeldet hatte, beschloss nun, sich zu behaupten. Als uns die ersten Regentropfen auf die Nase fielen, flüchteten wir ins Auto. Doch zum Ausbruch kam es nicht, der Regen hörte nach kurzer Zeit wieder auf. Da wir noch Zeit hatten, fuhren wir los in Richtung Luxemburg.
Die kurvige Landstraße führte uns zwischen sanften Hügeln hindurch bis ins Luxemburgische Vianden; ein schönes, sehr malerisches Städtchen mit schmucken Häusern und einer Burg, die auf einem steilen Schieferfelsen thronte. Der Ort schien auch sehr touristenlastig zu sein; zumindest blieben wir mitten auf der Straße hinter einem Reisebus stecken, der beschloss, seine Fahrgäste auf einer Brücke auszuspucken.
Sonnenschein (ja, die Sonne war wieder da), schöne Gassen, Blumen und eine große Wasserfontäne sorgten für entspannte, sommerliche Stimmung. Ich wünschte mir, zu Fuß durch die Straßen zu schlendern; bei der überschaubaren Größe der Ortschaft wäre diese in einer halben Stunde abgelaufen. Doch mit Parkplätzen sah es sehr mau aus; der Ort war heute, Sonntag, unglaublich gut besucht. Nach ein paar gescheiterten Versuchen gaben wir es auf und fuhren weiter, immer höher führte uns der Weg.
Ein Waldstück und einige Kurven später kamen wir an einem Aussichtspunkt an; besser hätte man von keiner anderen Stelle aus die schieferdunkle Burg betrachten können. Den Aussichtspunkt bildete gleichzeitig ein kleiner Parkplatz nahe dem Hotel Belvedere, der überraschender Weise voll stand; voll mit tiefergelegten, getunten Autos. Wir reihten uns mit Stefans VW Passat ganz hinten an und sorgten für Verwunderung; die Jugendlichen, die den Parkplatz belagerten, warfen uns teilweise amüsierte, teilweise verständnislose Blicke zu. Was wollen die hier?
Nur den Ausblick genießen, keine Bange! Schmunzelnd lief ich zwischen den aufgemotzten Wägen her, die, ganz nach fast & furios Manier den modifizierten Auspuff grölen und die Reifen quietschen ließen. Rauchwolken stiegen von der Straße auf, als die Fahrer mit Vollgas davon schossen, nur um alsbald wieder umzudrehen. Ein Fotograf nahm das Ganze auf; es schien teilweise ein regelrechtes Shooting statt zu finden.
„Die Autos im Film waren besser.“ Sagte Stefan.
Wir fotografierten brav die Burg, nur verstohlen schoss ich das eine oder andere Bild von einem aufgemotzten Auto; ich wusste ja nicht, wie legal diese Veranstaltung hier war… Als das nächste Auto mit quietschenden Reifen und einem Riesenlärm davon fuhr, sagte ich: „Ähm… eine Straßenzulassung hat der Auspuff doch sicher nicht, oder?“
„Darauf kannst du wetten…“
Nach kurzer Zeit machte der Fotograf uns darauf aufmerksam, dass wir im Bild seien; er lichtete gerade die Fahrzeuge mit der Burg im Hintergrund ab. Schleunigst verzogen wir uns wieder. Irgendwie spürten wir, dass die Tuning-Gemeinde unter sich sein wollte…
Irgendwann möchte ich mit dem Motorrad nach Vianden kommen, durch die Stadt flanieren und hoch auf die Burg fahren. Das Parkplatzproblem hätte sich mit den Mopeds dann auch erledigt.