Ahlan Wa-Sahlan

Ahlan Wa-Sahlan

…. „Hello“, „Welcome“ ist von den Seiten des Wadi Qaraqir zu hören. Kinder deuten aufgeregt zu uns hin, Männer mit Teebechern lachen und winken zu uns herüber, während die dunklen, blitzenden Augen der Frauen aus schwarzen Abayas uns neugierig betrachten. Schaukelnd sitzen wir in den 2 Landrovern, staunen nach links und rechts, während wir durch den Jebel Qaraqir gefahren werden. Einem Sandsteinmassiv in der Provinz Tabuk im nördlichen Saudi-Arabien. Ihr habt richtig gelesen wir sind im Lande der Al Sa’ud.

Aber zurück auf Anfang. Meine bessere Hälfte liebt ungewöhnlichen Urlaub oder besser gesagt Erlebnisreisen die nicht unbedingt was mit Erholung sondern mit Erleben zu tun haben. Deswegen hatte sie geplant und auch schon gebucht über dem Jahreswechsel 2020/2021 eine Reise nach Äthiopien und Dschibuti zu unternehmen (ohne mich, bloß nicht). Bedingt durch die Pandemie wurde diese abgesagt und für die Anzahlung hatte sie einen Gutschein erhalten. Und irgendwann im Jahre 2021 auch ein Reiseziel ausgesucht, es sollte nach Saudi-Arabien gehen. Mich hatte sie auch gefragt ob ich mit möchte, bei dem exorbitanten Preis und dem Ziel kam von mir erstmal ein „Nein“. Dieses „Nein“ kam dann regelmäßig bis sie mich schon weich geklopft hatte. Den Ausschlag gegeben hatte dann ein Buch über Couchsurfing in Saudi-Arabien. Gegen Länder wie Saudi-Arabien pflegt man ja Vorurteile, fängt an bei Kopf oder Hand ab bis hin zu eine extremistische Auslegung einer Religion die auch noch Staatsräson ist. Und was gibt es da schon ausser Öl und Sand im Überfluss. Mit Erstaunen musste ich lesen das es im Dezember ein riesiges Rave-Festival in der Wüste gegeben hat (im Dezember 2021 auch wieder), die Jugend im privaten am aufgebehren ist, sich im Lande einige UNESCO Welterbe befinden, die strengen Kleidervorschriften für Touristen abgemildert worden sind und man auch kreativ Weihnachten feiert. Soweit war ich überzeugt, es bereitete mir nur Bauchschmerzen wie ich mit akuten Bandscheibenvorfall die 5 Flüge plus die Hunderte von Kilometern im Bus überlebe. Das ein ganz anderes Problem auftreten würde, ahnte ich noch nicht. Gut Reise gebucht und dann versucht abzuklären wie es mit der Einfuhr von Medikamenten ist. Einige brauche ich nun mal und was bei uns normal an Schmerzmitteln ist gilt da schon als Drogen. Vom Reiseveranstalter kam der Hinweis mich bei der Botschaft zu erkundigen, bis heute kam keine Antwort. Ich habe mir halt die Liste vom ADAC herunter geladen, Medikamente notiert und vom Arzt abzeichnen lassen. Der Tag des Abfluges rückte immer näher, er sollte einen Tag nach Heiligabend stattfinden. Und genau eine Woche vorher passierte es dann, Samstag Morgen auf einmal Magenkrämpfe aus der Hölle, normalerweise hört das nach ein paar Tagen auf, aber Pustekuchen. Genau genommen ist es heute immer noch vorhanden, aber da eher eine gewisse Flauheit am frühen Morgen. Statt wie früher Kaffee und Hafer gibt es jetzt Pfefferminztee und Bananen. Abgenommen habe ich auch :). Zum Thema PCR, Visa und andere Besonderheiten bei der Einreise schreibe ich noch am Schluss etwas.

Es ist Heiligabend, Koffer ist gepackt mit dem Glauben es wäre der schönste Sommer in der Wüste und wir nehmen nur dickere Sachen für ein „bisschen kühl“ mit. Bestimmt jede Stunde kontrolliere ich Koffer und Rucksack und versuche strategisch Papiere, Dokumente, Elektronik und Medikamente zu sortieren. Der Heiligabend fand bei den Eltern statt, allerdings feierte mein Magen Sodom und Gomorrah und wir waren früh wieder daheim, weil Morgens um 08:30 Uhr der Zug Richtung Flughafen fuhr.

Es ist der 25.12.2021 kurz nach halb Acht und ich bin mit dem Taxi auf dem Weg zu Kasia. Wir wohnen ja in Mannheim und da ist es nicht weit bis zum Flughafen mit dem ICE. Die Fahrt dahin ging eigentlich, ich wurde durch die beste Pharmareferentin mit Medikamenten versorgt und so ging es ganz gut. Aber je näher wir dem Flughafen kamen um so mehr machte sich Magen-Darm-Trakt bemerkbar. Wir haben es eigentlich auf den Stress geschoben, dieses wochenlange grübeln wie sich Bandscheiben zu Flügen verhält. Ok beim einchecken ging es dann los, das erste mal zum Klo gerast und dann noch viele male mehr. Ich glaube bis zum Abflug mindestens zehnmal, wir waren dann schon durch den Sicherheitscheck durch und irgendwann war ich so platt das ich meine Reiseabbruchversicherung einsetzen wollte. Kasia ist dann zur Apotheke und hat mir Kohletabletten und andere Medikamente geholt. Dazwischen noch gefühlte zehnmal auf Klo und dann versucht 10 Kohletabletten auf einmal zu nehmen. Ist halt blöd wenn man kein Wasser mehr hat und aus dem Klo herauskommt und aussieht als hätte man gerade Schichtende im Steinkohlebergwerk. Wir hatten uns da auch schon verabschiedet und ich wollte den Reiseleiter anrufen um ihm die Lage zu schildern. Wir hatten eigentlich noch Zeit und nach und nach ging es relativ besser. Es hat aber gedauert bis ich mir sagte „Scheiß drauf, ich fliege“. also Kasia hinterher und große Freude auf beiden Seiten. Irgendwann saßen wir im Flieger, den Flug habe ich verbracht mit möglichst nicht bewegen, Halbschlaf und essen von einem trockenen Brötchen. Aber egal seit dem Malediven empfinde ich fliegen als anstrengend. Nach über 5 Stunden Flug und einer großen Warteschleife über Riyadh erreichten wir den King Khalid International Airport. Wie alle Flughäfen in der Golfregion hypermodern und groß. Nachdem aussteigen am Ende der Fahrgastbrücke wurden die Boarding-Pässe kontrolliert, das die von Kasia und mir vertauscht waren ist aber keinem aufgefallen. Kurze Zeit später erfolgte die Kontrolle der PCR-Test und dann war man auch schon bei der Einreise. Wie immer staut es sich da, aber irgendwann hat man das auch hinter sich. Die Laufwege sind relativ kurz am Flughafen da hinter den Schaltern sich gleich die Gepäckbänder befinden. Dann muss man noch am Zoll vorbei, wen die dann rausziehen wissen die Zöllner schon vorher. Warum das so ist dazu später mehr. Dahinter kommt man dann schon in den Public-Bereich und sollte sich konsequent der vielen Taxifahrer erwehren.

Jetzt noch ein paar Besonderheiten bezüglich der Einreise und dem drumherum.

  • Flüge gehen z.B. von Frankfurt aus täglich nach Riyadh
  • Visum: dieses kann online hier https://visa.visitsaudi.com/ beantragt werden, man sollte es ungefähr einen Monat vorher beantragen, benötigt wird ein Bild 200px x 200px mit 200kb, es reicht Selfie vor neutralen Hintergrund und dann die Größe bearbeiten, das Visum kostet (Stand Dezember 2021) rund 140,00 Euro und beinhaltet auch eine Covid19 Krankenversicherung (diese ist zwingend notwendig), die Bestätigung für das eVisa kam sehr schnell, auch daran denken die Krankenversicherung mit auszudrucken (im angelegten Account hinterlegt)
  • das Visum ist ein Jahr für 90 Tage gültig
  • es ist ein negativer PCR-Test nötig der nicht älter als 72 Stunden vor Ankunft sein sollte (Stand Dezember 2021)
  • eine vollständige Impfung wird verlangt, diese kann mit dem gelben Impfpass und dem ausgedruckten QR Code den man in der Apotheke bekommt nachgewiesen werden (Angaben sind ja da auf englisch)
  • innerhalb von 72 Stunden vor Ankunft sollte der Impfnachweis online registriert werden https://muqeem.sa/#/vaccine-registration/register. diese Registrierung wie auch der negative PCR Test und das eVisa sind für die saudische Version der Corona Warnapp notwendig
  • Tawakkalna die saudische Corona Warnapp ist vorzuzeigen wenn man öffentliche Einrichtungen im Land betritt, die App kann über den AppStore schon in Deutschland installiert werden, die Registrierung funktioniert aber nur im saudischen Datennetz (!), das heißt bevor ihr den Flughafen verlasst sucht euch eine ruhige Ecke und füllt die Angaben aus, Standardsprache ist arabisch kann aber auf englisch umgestellt werden, ihr müsst da eure Handynummer eingeben (daran denken internationale Vorwahl +49 ….. 😉 ), ihr bekommt dann eine Code per SMS, wenn ihr den Code NICHT erhaltet, dann fragt per Whatsapp o.ä. Bekannte, Freunde, Verwandte in Deutschland ob man deren Nummer eingeben kann und sie euch den Code dann schicken, das vielleicht vor dem Flug schon klären, die App an sich funktioniert nur im saudischen Datennetz da muss man schon in den sauren Apfel wegen den Roaming-Gebühren beißen oder man holt sich eine inländische Karte am Flughafen, später reicht es das Roaming auszuschalten, aber das normale Telefonnetz sollte angeschaltet sein, das heißt kurz bevor man Einrichtungen betritt Telefonnetz an und App starten, sie ist bereit wenn sich ein grüner bewegender Rahmen mit eurem Bild (das wird bei der Einreise gemacht) und einem QR-Code zeigt
  • Medikamentenliste für den persönlichen Bedarf, findet man z.B. hier https://www.adac.de/reise-freizeit/ratgeber/reisemedizin/medikamentenmitnahme/
  • die Einfuhr von Drogen, Alkohol und narkotischen Schmerzmitteln ist STRENGSTENS verboten und damit meine ich VERBOTEN, wer der Meinung ist seine Joints mit auf die Reise zu nehmen, wird eventuell das Land liegend ohne Kopf verlassen oder landet für Jahre in den Knast, bei Alkohol ist der Zoll so pragmatisch das sie euch die Kreditkarte blank ziehen, auch wenn ihr behauptet ihr hättet keine die finden die Karte, falls ihr wirklich keine Karte habt wird entweder die Einreise verweigert und man fliegt mit der nächsten Maschine zurück oder man geht noch eine Runde in den Knast, auch die Annahme der Zoll schaut nur stichprobenartig, nein bevor ihr euren Koffer holt weiß der Zoll was drinnen ist
  • Staatsreligion ist der Islam, daher ist die Einfuhr von anderen religiösen Symbolen, Schriften etc. auch verboten (also vielleicht nicht gerade eine Kette mit Kreuz tragen), auch die Einfuhr von jugendgefährdeten Dingen wie P0rn usw. ist verboten, bitte daran denken das in westlichen Zeitschriften viel nackte Haut gezeigt wird, auch in der Werbung
  • Kleidung bei Frauen sollte Körper und Gliedmaßen bedeckt sein, Haare bedecken ist kein Muss (mehr), bei Männern sind kurze Shirts oder Hemden ok, allerdings lange Hosen, das die Saudis das in einigen Gegenden eher easy sehen steht auf einen anderen Blatt, Bei der Kleidung vielleicht auch schauen was sich für Bilder o.ä. darauf befinden, ich habe ein wunderschönes T-Shirt (geschenkt von meiner Kasia) worauf Putin und Trump in Leder in Ketten zu sehen sind, es war mir bei Höchststrafe nicht erlaubt dieses mitzunehmen und erst recht anzuziehen

3 Gedanken zu „Ahlan Wa-Sahlan

  1. Oje. Wenn ich das lese mit all diesen Apps und Geräten, die man braucht, das ist leider nichts für mich. 🙁
    Solche Sachen bringen mich mehr zur Verzweiflung als per Anhalter durch die Wüste zu fahren.

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