Mannheim und ich (Ankunft)

Mannheim und ich (Ankunft)

Es kann durchaus sein das in den nachfolgenden Sätzen Fehler in zeitlichen und ablaufenden Rahmen enthalten sind ich bringe manches nach der langen Zeit nicht mehr zusammen

So wir sind im Westen den Teil des deutschsprachigen Raumes der in den gleichgeschalteten DDR-Medien immer wieder schaurig als die sprichwörtliche Hölle auf Erden bezeichnet worden ist. Im Zug war die weichende Spannung mehr als spürbar, es wurde lauter und ich denke mal das von denjenigen an geöffneten Fenstern auch ein Autofahrergruß Richtung DDR ging. Obwohl ich heute der Meinung bin das der eine oder andere Fahrgast von „Horch & Guck“ (Stasi) war.

Davon ist ist aber im Vorort von Lübeck (Eichholz) nichts zu spüren. Der Himmel war teilweise noch zu sehen, Bäume und Sträucher wuchsen grün und schon sehr herbstlich und es sprang auch kein Überfallkommando von hungrigen Arbeitern aus den Büschen um den Zug zu hijacken. Stattdessen blickte ich staunend auf Einfamilienhäuser die alle verklinkert waren (!). Erklärung Klinkerbausteine war in der DDR Mangelware und wer sie an seinem Haus hatte, hatte entweder gute Beziehungen wenn nicht sehr gute oder war ein hohes Tier des Arbeiter- und Bauernstaates. Dann fuhr der Zug über eine kleine Brücke und es machte ZACK bei mir. Gut aus heutiger Sicht war da was normales zu sehen, aber nicht aus der Sicht von jemanden der eben noch im sozialistischen „Paradies“ gewesen war. Zu sehen war eine Aral-Tankstelle, ein Kiosk, Werbeschilder an den Straßenlaternen und viele Autos die entweder an der Straße parkten oder fuhren. Erklärung: Westautos hat man in der Stadt oder auf dem Land selten gesehen, wenn dann nur von Brücken über die Autobahn wo man als Kinder bezeichnet gewinkt hatte, aber vorher geschaut hat ob die Vopo (Volkspolizei) in der Nähe war. Klar gab es auch Tankstellen, die sahen aber nicht aus wie ein Weltraumbahnhof. Werbeschilder oder Kiosk oder Geschäfte mit Werbung in der DDR? Nein. Es gab ja keinen marktwirtschaftlichen Wettbewerb. Der Zug fuhr in den Bahnhof ein und am Bahnsteig wartete schon der beste Freund meines Stiefvaters in der Hand die Bild und rief laut „Willkommen in der Freiheit“. Ein bisschen peinlich war das schon. Im nachhinein bin ich der Meinung das wir im Zug blieben da dieser über Hamburg weitergefahren ist Richtung Rheinland. Umsteigen wäre Quatsch gewesen da wir in Hamburg sowieso umsteigen mussten.

Der Zug hielt ein bisschen länger da noch ein Lokwechsel stattfand und währenddessen stieg er in den Zug ein ließ die Zeitung da und auch Geld (weiß ich nicht mehr so genau). Auf der anderen Seite des Gleises sah ich die BR132 davonfahren zum Abstellgleis und damit war der Rest der technischen DDR auch weg. Wenig später war wieder ein rucken am Zug zu spüren und eine Diesellok der Bundesbahn koppelte an. Zu der Zeit war Lübeck noch spannungslos, hieß es war keine Oberleitung vorhanden. Diese wurde erst sehr viel später installiert. Der nächste Halt war Hamburg Hauptbahnhof wo wir in den IC Richtung Mannheim gelotst worden sind. Die Fahrt an sich war lang, aber auch die hatte mal ein Ende und wir kamen in unserer neuen Heimatstadt an. Abgeholt wurden wir vom meinen Stiefvater und meinen „neuen“ Bruder. Für kurze Verwirrung meinerseits sorgte der Türgriff vom BMW, ich kannte bisher nur Autogriffe mit schwergängigen Knöpfen und keine zum ziehen. Im neuen Zuhause bekam ich dann mein Zimmer gezeigt, es war oben im DG es war groß und es hatte eine Musikanlage mit Plattenspieler! Meine erste Platte die ich mir dann gekauft habe war von Moti Special „Motivation“ (kennen wohl heutzutage viele nicht).

Abends gab es dann eine große Party mit Nachbarn und den zukünftigen Pateneltern von meinem Schwesterherz. Man bemühte sich hochdeutsch zu reden, bei manchen war es verständlich, bei anderen war es ziemlich kryptisch …..Ist halt Monnem. Montag waren wir dann das erste mal im westlichen Konsumtaumel einkaufen, dabei war als Hilfe eine Nachbarin. Als erstes ging es zum Metzger, für mich waren es riesige Fleisch- und Wurstberge in der Theke die schon ein leichtes Unbehagen im Magen verursachten. Dann ging es weiter zu einem Supermarkt. Tja wie war das eigentlich als jemand der das nicht kannte ein buntes durcheinander duftendes Sortiment wie im „Inter-Shop“.

Erklärung: „Inter-Shops“ waren in der DDR Läden wo man für West Geld Westsachen aber auch Dinge aus dem osten kaufen konnte wo die Beschaffung eher schwierig war. Da gab es dann von Kosmetik bis hin zu Spielzeug eine Vielzahl an „haben wollenden“ Dingen. Für die DDR ein gutes Geschäft da man einfach an Valuta kam (also „richtiges“ Geld). Später musste man als DDR Bürger die Westmark dann in sogenannte „Forum- Check“ tauschen. Vorteil für die DDR man kam noch schneller an die Westkohle heran. Diese „Inter Shops“ hatten einen bestimmten Duft gehabt vermutlich von irgendeiner Kombination von Seifen. Den Duft hatte ich irgendwann mal wieder in der Nase gehabt, ich glaube das war in der Schweiz. In der DDR wurden Super Märkte Kaufhallen genannt von der äußeren Größe schon stattlich vom inneren Angebot eher unterpräsidentiert. Tja was gab es da? Grundnahrungsmittel waren vorhanden, Milch vielleicht 2 Sorten, ein paar Sorten Joghurt usw. Gemüse war saisonal, Tomaten waren zum Bsp. exotisch, Kohl gab es zur Genüge, auch Äpfel oder Kartoffeln, Bananen gab es nur vor Weihnachten und die Wursttheke bestach hauptsächlich durch ihre Sauberkeit. Also es war schon ein riesiger Unterschied, was nun nicht heißt das die DDR Artikel schlecht geschmeckt haben, sonst würde es sie ja heute nicht mehr geben. Aber von den guten Sachen gab es zu wenig oder nur ab und zu.

Was mir noch einfällt war das Thema was ich mit meinen Leben anfangen will. Eigentlich wollte ich das Abitur machen und Astronomie und Physik studieren. Es gab damals Sendungen im Fernsehen mit Carl Sagan einem amerikanischen Astrophysiker. Noch dazu hatte ich in der Schule in der 10. Klasse Astronomie und da mussten wir zum Ende des Schuljahres ein Referat schreiben. Ich hatte mir das Thema „Mars“ ausgesucht und habe dann einen Hefter mit ungefähr 30 Seiten handgeschrieben, handgemalte Bilder abgegeben. Klassenbester mein Referat blieb in der Schule als Lehrmaterial. Gut die Woche darauf fuhren wir zu einer Schule Nähe unseren neuen Wohnortes, meine Mutter und mein Stiefvater gingen erst mal rein und kamen später raus. Ich sollte die 10. Klasse wiederholen da zu der Zeit der 10. Klasse Abschluß der POS (Polytechnische Oberschule) nicht anerkannt wurde. Leider muss ich heute sagen das ich damals jung und doof war. Vielleicht war die Schule auch noch zu frisch und deswegen die 10. Klasse wiederholen für mich nicht in Frage kam. Heute ärgere ich mich darüber, ich hätte danach als Astronom oder Astrophysiker alle Wahl gehabt. Vermutlich hätte ich versucht beim JPL oder CalTech zu landen. Tja was gibt es noch zu sagen, außer das der Berater ein ausgesuchter Vollidiot war (ich hoffe dir bleibt die Rente im Hals stecken) und im Endeffekt momentan einen Beruf habe der mich geistig veröden lässt und noch ein bisschen mehr. Aber vielleicht gibt das Studium der Geschichte bzw. Philosophie noch einen Kick.

2 Gedanken zu „Mannheim und ich (Ankunft)

  1. Ich glaube, die Sache mit dem Studium ist etwas, was ich am meisten schade für dich finde. Mit meinem Berufsberater war ich auch nicht wirklich zufrieden, ich denke, dass man am besten selbst entscheiden sollte…

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