„Die einheimische Seite Fidschis – 30% der ca. 1.000.000 Menschen, die in Fidschi leben, befinden sich unter der Armutsgrenze. Dennoch hatte ich nicht das Gefühl, dass Armut ein großes Thema in der Bevölkerung ist. Fidschi und seine Einwohner haben, in meinen Augen, einen guten Weg gefunden, um mit dem zu leben was sie haben und damit wirklich gut leben können. Nichtsdestotrotz ist es gerade die Bildung und das öffentliche Verkehrssystem, dass große Nachteile mit sich bringt. An unserem sechsten Tag besuchten wir ein echtes einheimisches Dorf und eine Dorfschule. Durch den fehlenden öffentlichen Verkehr, legen einige Schulkinder über 2 Stunden Fussmarsch am Tag zurück, um in die Schule zu gelangen, für die sie gerade mal das Geld haben, um die Uniform zu bezahlen. Der Tag unter den Einheimischen zeigte mir mal wieder, wie unglaublich verwöhnt wir Europäer doch sind. Die Menschen in Fidschi hören nie auf zu lachen. Sie begrüßen jeden Einzelnen mit offenen Armen und geben was sie haben, oder nicht haben. Sollte es so nicht überall sein? An diesem Tag hatte ich starken Muskelkater. Nicht vom Laufen, sondern von dem Dauergrinsen, welches sich auf meinem Gesicht befand. Bei dem Beobachten von Einheimischen, deren Gesang und Tanz und Gastfreundlichkeit wurde mir so einiges bewusst. Vielleicht sollte man ab und zu einfach einmal mehr darüber nachdenken, ob die Situation, in der man sich gerade befindet wirklich so schlimm ist, wie es sich anfühlt. Für meine Verhältnisse kann ich mit Sicherheit sagen, dass ich die Menschen in Fidschi dafür bewundere mit welcher (scheinenden) Leichtigkeit sie ihr eigentlich hartes Leben bewältigen. Bula!“ Ausschnitt aus dem Beitrag von annewhere.
Hier der ganze Beitrag: „Fidschi – das Land des ansteckenden Lachens und der weißen Strände“ von Anne Steinbach (annewhere)
Und da ist wieder die Frage, ob ein einfaches Leben nicht glücklicher macht… ich habe mir schon oft die Frage gestellt, warum wir hier in Deutschland rundum unzufrieden sind und mit einem grimmigen Gesicht (mich eingeschlossen) durch die Gegend laufen, obwohl eigentlich alles gut ist… ist es der große Druck von außen oder der Druck in einem selber, alles perfekt machen zu wollen? Ist es der übermäßige Hang zum Perfektionismus, der uns an Kleinigkeiten verzweifeln lässt? Was ist so schlimm daran, wenn das Auto vor mir „zu langsam“ fährt? – frage ich mich immer mal wieder bei meinen Schimptiraden ? Wir sehnen uns nach dem Einfachen, denn ich glaube, dass der Wohlstand unserer Welt uns einen hohen Preis abverlangt.
In einer Welt, in der so viel von einem erwartet wird, fällt es uns unglaublich schwer, loszulassen. In einer Zeit der ständigen Selbstoptimierung, in der man mit Ratgebern aller Art zugeschüttet wird (Verbessere dein Zeitmanagement! Sei selbstbewusster! Wie werde ich glücklich? Die 10 ultimativen Formeln für eine gelungene Partnerschaft), in der dich jeder mittels gutgemeinter Ratschläge verschlimmbessern will, fällt es immer schwerer, einfach nur zu sein.
Sei funktionsbereit, immer und jederzeit. Mach einen guten Job, sei eine gute Mutter, sei professionell, sei kompetent. In der Welt des offenen Informationsflusses ist es für uns so einfach, uns zu Optimieren, zu recherchieren, wie es (noch) besser laufen könnte. Es gibt immer einen, der höher, schneller, weiter kann. Und was, verdammt, ist mit dir los, dass du das nicht auf die Reihe kriegst?
Dazu fällt mir ein Buch über Indianer ein, welches ich in Stefans Wohnzimmer aufgestöbert habe. Darin konnte ein Indianer nicht verstehen, warum es den weißen Mann nach immer mehr Geld verlangt.
„Der weiße Mann“, erklärte ihm ein anderer „hat Wohnung, Essen, Kleider. Doch während wir ein Tipi haben, lebt er in einem Haus aus Stein. Während wir ein Kleid haben, hat er einen ganzen Schrank voll davon. Während wir jagen, um zu essen, jagt er aus reiner Freude. Der weiße Mann wird niemals satt werden.“
Und doch kehrt sich der Trend langsam um. Immer mehr Menschen sehnen sich nach dem Schlichten, Bücher wie Simply your life werden zu Verkaufsschlagern. Und doch ist und bleibt es ein weiterer Luxus unserer Zeit. Denn während wir es uns aussuchen können, wie wir leben; haben Millionen Menschen eben diese Wahl nicht. Und wenn wir genug von diesem Leben haben, können wir jederzeit in unsere alten Gewohnheiten „zurückkehren“. Unser Weg ist frei und das verdanken wir unserem Wohlstand.
Doch ich bin immer noch der Ansicht, dass uns der Wohlstand und der Ehrgeiz, der Hang zum Perfektionismus, stückweise um unser Glück und unsere Unbeschwertheit bringt. Ein Mensch, der wenig hat, feiert jeden neuen Tag mit dem, was ihn glücklich macht. Ein Mensch, der viel hat, will immer mehr. Ist es immer gut, all seine Möglichkeiten zu kennen?
Vielleicht müssen Menschen aber auch dieser Weg einmal gegangen sein; von Armut bis hin zum Wohlstand und wieder zurück, um zu begreifen, was wirklich von Bedeutung ist? Warum sind es oftmals die Ärmsten, die das schönste Lächeln spazieren tragen?
Nur die Arme eines Menschen, der nichts festzuhalten sucht, können immer offen sein, um einen anderen Menschen willkommen zu heißen…