Vorsichtig fahre ich der Autoreihe vor mir hinterher. Die Scheibenwischer eine Stufe runtergestellt, manövrieren wir uns durch die beidseitig befahrbare, langgezogene Allee, vorbei an Ästen, Blättern, gesplittertem Holz, das teilweise schon zur Seite geräumt ist, stellenweise aber noch mitten auf der Straße liegt. Es geht nur im Schneckentempo voran, doch das scheint an diesem Abend niemanden zu stören; alle fahren langsam und sehr rücksichtsvoll, nicht einer hupt. Die Menschen sind geschockt. Das Gewitter hat schrecklich gewütet in Mannheim, doch nicht das allein ist der Grund: Es sind die Nachrichten, die uns aus München erreicht haben.
Ein Mann schießt um sich. Just jetzt, an diesem Abend, in diesem Moment.
Einer? Oder sind es mehrere? Das wissen wir zu diesem Zeitpunkt nicht. Ein Stadtteil ist abgesperrt. Es gibt bereits Tote.
So kurz nach dem Axt-Anschlag in einem Zug nahe Würzburg.
So kurz, nachdem in Nizza ein Bus in eine Menschenmenge raste. Ein Priester einer französischen Gemeinde mitten in der Kirche ermordet wird.
Und jetzt das. Die Welt steht Kopf. Es ist zu viel, zu viel des Grauens, zu viel von alledem. Es lässt uns nicht vergessen. Das Geschehene ist wie eine Botschaft: Es kann euch überall treffen. Und das Gewitter scheint wie eine Bestätigung für meine Gefühle zu sein.
Es ist Freitagabend, nach zwanzig Uhr. Ich habe Feierabend, fahre durch die zerstörte Straße. Eigentlich wollte ich nach Hause, doch ich steuere das Auto instinktiv zu Stefans Wohnung. Ich hoffe nur, dass er nicht mit dem Motorrad unterwegs war.
Als ich ins Wohnzimmer komme und meine Sachen ablege, läuft gerade der Bericht über München im Fernsehen. Wir stehen die ersten Minuten nur da und halten uns in den Armen.
„Die Welt ist scheiße.“ Sagt er.
„Ich weiß…“
Gelesen und ja die Welt ist wirklich scheiße !
Ja, manchmal fehlen einfach die Worte, um da noch mehr zu sagen. Das war so ein Tag.