Deutschland, Europa

Eine sizilianische Hochzeit

Schwetzingen, Juli 2016

La familia

Aufgeschreckt durch das tiefe Brummen der Maschinen stöbert die Hochzeitsgesellschaft auseinander. So in den Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit gerückt fahren wir direkt bis zur Kirche vor und platzieren unsere Motorräder im Schatten der Bäume. Neugierig schiele ich zum Eingang der Schwetzinger St. Pankratius-Kirche, und genauso neugierig werden wir von den piekfeinen Gästen beobachtet. Noch glauben sie, wir seien Touristen – aber nein, meine Lieben! Wir haben hier ein Anliegen! 🙂

Doch schon bald richtet sich die allgemeine Aufmerksamkeit wieder wichtigeren Dingen zu; alles wartet hier in höchster Anspannung. Unter den Gästen kann ich den Bräutigam ausmachen. Scheinbar unbeeindruckt unterhält er sich mit einigen gleichaltrigen Männern in Anzügen. Doch diese äußerlich beherrschte Art kann nicht über die eine Tatsache hinwegtäuschen: Er wartet. Und es ist das Warten seines Lebens. Nach und nach verschwinden die Hochzeitsgäste im Innern der Kirche. „Wollen wir uns das Spektakel aus der Nähe ansehen?“ Fragt mich Stefan. Wir steigen von den Motorrädern ab und nähern uns dem Kircheneingang, und ein bisschen komme ich mir vor wie in der zweiten Folge von Kill Bill.

Ein alter, gebeugter Mann mit grauem Haar und gebräuntem Gesicht steuert ebenfalls langsam auf den Kircheneingang zu. Der elegante, schwarze Anzug weist ihn als einen der Gäste aus. „Ach, der Pate ist auch schon da.“ Flüstert Stefan mir zu. Ich muss das Lachen zurückhalten. „Na ja, es ist tatsächlich eine sizilianische Hochzeit, Schatz.“ Antworte ich. „Da wird sich wohl auch ein Pate einfinden…“

Die Kirche ist nicht so voll, wie wir erwartet hatten. Wir setzen uns ganz leise in die hinterste  Bankreihe. Nun heißt es: Warten. Ab und zu tröpfeln noch vereinzelt weitere Gäste zur Tür herein. Der Bräutigam, begleitet vom Trauzeugen, positioniert sich schon mal vorne.

Stefan stellt seinen Rucksack auf dem Boden ab und will gerade seine Jacke quer über die Kirchenbank hängen. „Untersteh dich!“ Flüstere ich ihm zu. „Das hier ist keine Jugendherberge!“ Es reicht schon, dass wir aussehen wie zwei Outlaws, denke ich mir.

Unter den Gästen, die die Seiteneingänge hinein strömen, wird eine hochgewachsene Gestallt erkennbar. „Da ist dein Chef.“ Sagt Stefan. Und tatsächlich, Herr Simon schaut sich einmal um, ganz schick im Anzug und einem Päckchen in der Hand, und nimmt dann vorne hinter der Familie Platz.

„Wie hast du ihn so schnell erkannt?“ Frage ich verwundert.

„Dein Chef ist an seinem Lächeln zu erkennen.“ Lautet seine Antwort. „Er hat immer so ein verschmitztes Lächeln im Gesicht, wenn er einen ansieht.“ Ich sehe wieder hin. Herr Simon schaut wieder durch die Reihen, sieht uns, winkt. Wir winken zurück.

Das Warten zieht sich schier ins Unendliche. Die Braut macht es einem wirklich spannend. Ab und an dreht sich der eine oder andere Gast nach hinten um und äugt unauffällig in unsere Richtung, nur um dann so zu tun, als sehe er oder sie zum Kircheneingang hin.

Stefan stupst mich an. „Ich hab Durst.“ Och neee… – Denke ich. „Du wirst jetzt hier nichts trinken!“ Zische ich zurück. Daraufhin zuckt er mit den Schultern und steckt sich einen Kaugummi in den Mund. Ich verdrehe die Augen.

Eine Frau um die Mitte – bis Ende vierzig betritt die Kirche und setzt sich ebenfalls in die hinterste Reihe – ein Stückweit von uns entfernt. Zurechtgemacht ist sie redlich – auch wenn es kein Vergleich zu den feinen Kleidern der anderen Hochzeitsgäste darstellt. Sie scheint zur Familie zu gehören… aber irgendwie auch wieder nicht.

„Vielleicht ist es die Schwiegermutter.“ Flüstere ich Stefan zu und kläre ihn auf über allgemeinen Klatsch und Tratsch.

Ein kleiner, rundlicher Mann in goldbesticktem Priestergewand betritt die Kirche und läuft an uns vorbei forschen Schrittes nach vorne. Ah, das ist also der Geistliche, der die Zeremonie abhalten wird, denke ich mir.

Die Trauung war auf 14 Uhr angesetzt. Ich schiele auf die Uhr. Es ist halb drei. Doch irgendwann tut sich etwas im hinteren Bereich der Kirche; die Köpfe vor uns drehen sich neugierig in Richtung Tür. Einige sehr elegant gekleidete Damen rauschen in höchster Eile an uns vorbei; darunter erkenne ich die Mutter und die Schwester der Braut. Das Rascheln der langen Kleider mischt sich mit dem Trippeln hoher Absätze.

Dann kommen die Blumenkinder rein, und ein kollektives „wie süß“- Lächeln erhellt sogleich die Gesichter der Anwesenden. Es sind drei kleine Mädchen und ein Junge, die paarweise aufgestellt werden, die beiden Mädchen vorne, der Junge und das Mädchen hinten.  Sie stehen geduldig am Eingang nicht weit von unserer Bank entfernt und, sich an den Händen haltend, ganz ernste, feierliche Mienen auf ihren Kindergesichtern tragen.

„Schau mal, wie goldig, der Junge im Anzug!“ Flüstert Stefan neben mir begeistert. „Wie ein kleines Brautpaar!“ Sagt jemand ein paar Reihen weiter vor uns; die Mädchen sehen in ihren champagnerfarbenen Taftkleidern tatsächlich wie kleine Bräute aus. Ob die Kinder sich selber auch so „goldig“ finden? – Frage ich mich im Stillen.

Eine Dame im kurzen Pagenschnitt und glitzernd blauem Kleid instruiert die Kinder genauestens. „Ihr lauft genau so schnell wie die Braut.“ Sagt sie beschwörend und beugt sich zu den Kleinen rüber. „Nicht zu schnell und nicht zu langsam. Aber habt keine Angst, ich bin ja da; ich werde euch Zeichen geben.“ Sie lächelte über die Bänke hinweg zu uns rüber, zu Stefan und mir. Ich fing das Lächeln auf und erwiderte es. Ich weiß nicht, wer sie war, doch was sie die einzige Person hier im Raum, die uns nicht ob unserer unpassenden Kleidung wegen skeptisch anschaute. Innerlich schmunzelnd dachte ich an mein Shirt, mit dem ich noch eine Stunde zuvor den Lack meiner Maschine auf Hochglanz nachpoliert hatte. Vanessas Trauung beizuwohnen war ein sehr spontaner Gedanke, der zwischen Waschanlage und Glanzpolieren der Felgen entstanden war. Nun entschied ich mich, die Jacke in der Kirche anzubehalten – zumindest passte das Schwarz des Leders ja farbig ein wenig zu den anderen Gästen…

Die Dame im blauen Kleid erhob sich, rückte ihr Kleid zurecht und rauschte auf ihren Stilettos, die die langen Beine schmückten, nach vorne zur Familie der Braut. Dann kam die Mutter und gab den Kindern noch die letzten Hinweise. Anschließend standen die Kleiden da und warteten – wie auch die übrigen Gäste, die immer wieder erwartungsvoll nach hinten zum Eingang der Kirche schauten.

Zwischendurch tat sich scheinbar etwas: Es kam Bewegung in die Menge und die meisten standen auf und wandten sich zur Tür. Ich versuchte, in der Spiegelung auf der Glasscheibe der Fronttür irgend etwas zu erkennen, doch ich sah nur die Umrisse weißer Luftballons. Aber anscheinend war es falscher Alarm, denn nach und nach setzten sich alle wieder hin.

Vorne im Chorbereich hörte man etwas, das wie eine Tonabfolge begann und langsam zur Andeutung eines Gesangs wurde, ganz so, als würde sich jemand nach und nach einstimmen. „Hörst du das auch?“ Fragte mich Stefan. „Ja. Das soll wohl das ganze hier stimmungsvoller machen und für Spannung sorgen.“ Antwortete ich. „Wirklich?“ Er grinste. „Sie singt wie eine angeschossene Eule.“ Ich versuchte, nicht loszuprusten. Auch jetzt noch bin ich am überlegen, ob ich diesen Wortwechsel wirklich wiedergeben sollte… *rot werd*

Doch da! Endlich, es geht los. Der Hochzeitsmarsch beginnt zu spielen; alle stehen auf, schauen gespannt in Richtung Tür.

Alle stehen wir da wie gebannt. Stefan nimmt die für Männer so typische Fußballerhaltung an: die Hände vor dem Schoss gefaltet. Ich weiß plötzlich auch nicht mehr, wohin mit meinen Händen; beschließe dann, sie an der Kirchenbank abzulegen.

 

Ein zart gehauchtes „Si!“

Der erste Teil des Walzers verklingt. Dann setzt die Orgel vom Neuen an. Der zweite Teil des Walzers verklingt. Stumm schaue ich zu Stefan rüber, um mich dann wieder der Tür zuzuwenden.

Vanessa, nu mach schon! – Denke ich.

Der dritte Teil des Walzers beginnt. Und dann… da ist sie!

Im ersten Augenblick erkenne ich sie nicht wieder. Geführt von ihrem Vater, die Blumenkinder vorneweg, schreitet sie, das Gesicht unter einem feinen Schleier aus Spitze verborgen, dem Altar entgegen. Ich versuche, einen Blick von ihr einzufangen, doch sie dreht sich nicht um. Mit weit geöffneten Augen blickt sie starr nach vorne, ernst und gefasst schreitet sie an uns vorbei, und doch wirkt sie auf mich, als hätte sie Angst. Wird schon alles gut gehen! – Rede ich ihr in Gedanken zu.

Als sie an unserem Platz vorbei kommt, denke ich mir: Kopf nach oben, Süße… halte deinen Rücken gerade… Ich wusste ja, wieviel ihr der Tag bedeutet, der Gang ihres Lebens, gerade hier und jetzt. Immer wieder blitzen flash-artig Bilder in meinem Kopf auf: wie mich meine Mutter vor der Kirche in Bad Dürkheim an die Hand nimmt, und, nachdem ich mich bei ihr eingehängt hatte, zu Altar führt. Wie ich beim Laufen immer schneller werde und wir längst am Altar angekommen sind, noch bevor der Walzer aufgehört hatte, zu spielen. Melancholie macht sich in mir breit. Entschlossen schüttle ich die Bilder ab. Hier geht es um Vanessa, hier geht es nicht um dich…! Ich beschwöre das Gefühl überschwänglicher Freude, welches ich bis eben noch empfunden hatte, wieder herauf.

Die Messe beginnt. Der Pfarrer legt los; in schnellem, lebhaften italienisch führt er die Zeremonie durch. Eine Frau in geblümten Kleid singt ein Halleluja. Immer wieder fallen die Worte Signore, was so viel wie Herr bedeutet. Auch das matrimonio kommt mir bekannt vor. Eine kleine, zierliche Frau hält eine Rede.

Durst bekomme ich jetzt auch. Alle Augen sind in diesem Augenblick nach vorne gerichtet; vielleicht könnte man es jetzt riskieren…?

„Stefan!“ Flüstere ich. „Hol mal die Capri Sonne raus…“ Er grinst, nickt und fängt an, in seinem Rucksack zu kramen. Die Getränke müssen wohl bis ganz nach unten gerutscht sein. Nervös schaue ich mich um – Mensch, ich wollte jetzt keine solche Staatsaffäre daraus machen!

Irgendwann hat er einen Beutel mit Getränk in der Hand. Ein prüfender Blick zu allen Seiten, dann beugt sich Stefan schnell unter die Bank und trinkt. Geschafft! Jetzt komme ich an die Reihe.

Als ich gerade den Strohalm im Mund und beide Backen voller Capri Sonne habe, erheben sich alle Anwesenden und ich merke, wie der Priester irgendwie auf das Brautpaar einredet. Schnell erhebe ich mich von der Bank und lasse die Trinkpackung neben mir verschwinden.
Mit vollen Backen registriere ich noch das „Si!“ der beiden, welches sie fast gleichzeitig in das Mikrofon vorbringen. Oh verdammt, das Gelübde beginnt jetzt! Aufrecht stehe ich da, mein Getränk inzwischen hinuntergeschluckt, und denke mit Bedauern daran, dass ich bei Vanessas großem „Ja“- Wort den Mund voll mit Capri Sonne hatte…

Doch das „si“ war nicht das letzte, es folgen noch weitere Fragen und weitere „Ja“-Antworten. Anschließend fängt die Braut an zu sprechen. Mir fällt ein, dass sie vor dem Altar ein selbstgeschriebenes Gelübde vortragen wollte, eine Liebeserklärung an ihren Mann. Sie spricht mit zarter Mädchenstimme, und um uns herum ist es mucksmäuschenstill. Und dann passiert es, ihre Stimme bricht, man hört die erstickten Tränen, die sie mit Mühe versucht zu beherrschen. Wir stehen alle da wie elektrisiert.

Einen Augenblick lang ist es still, dann sagt der Pfarrer etwas. Vanessa fängt wieder an zu sprechen, doch auch jetzt hindern ihre Tränen sie daran, den Satz zu ende zu sagen. Vanessa, Schatz, hier, trink einen Schluck Capri Sonne… das hilft… – Denke ich. Der Pfarrer übernimmt, und während wir alle wieder sitzen, überlege ich, ob sie das Gelübde eigentlich zu ende gesagt hat…?

Dann ist es wieder ganz still in der Kirche; die Gospelsängerin stimmt das Ave Maria an. Sie hat eine reine, kraftvolle Stimme, die von den Kirchenwänden verstärkt und so umso mehr zur Geltung gebracht wird. Wie viele Ave Marias werden bei all den Hochzeiten gesungen, denke ich mir, jedes Jahr, immer und immer wieder? Und doch kann man sich dem nicht entziehen, es ist ein ergreifender Moment und alle sind still. Wieder tauchen Flashs von meiner eigenen Hochzeit vor meinem inneren Auge auf; wie „unsere“ Gospelsängerin du bist das Beste, das mir je passiert ist gesungen hatte. Das war damals meine Liebeserklärung gewesen.

Nach dem Lied beschließe ich, zu gehen; ich möchte mich nicht unter die anderen Hochzeitsgäste mischen. Die Zeremonie ist fast vorbei, also stehen wir auf, um die Kirche leise und unauffällig zu verlassen. Doch vor dem Eingang wartet eine Überraschung auf uns – besser gesagt: ein Hindernis. Auf beiden Seiten der Kirchentür wurden Säulen aus Luftballons aufgebaut, und quer durch die Mitte, genau auf Hüfthöhe, zog sich ein weißes, zart – durchscheinendes Band, das wohl dazu gedacht war, von dem Brautpaar beim Verlassen der Kirche durchgeschnitten zu werden.

Ich stehe kurz unschlüssig da, dann klettere ich unter der Schleife hindurch und bete inständig, dass die Vorrichtung hält. Das tut sie. Ich drehe mich um und sehe hinter mir Stefan, wie er sich unter dem Hindernis hindurchzwängt.

Bei mir am Motorrad angekommen sagt er gutgelaunt: „Eigentlich hätte man da aufrecht mittendurch rennen und laut Erster! rufen sollen“ Ich lache. „Um dann von einer wütenden Meute Sizilianer verfolgt zu werden, die laut Vendetta! rufen…“ Zu köstlich. Vanessa, verzeih mir… 😉

Wir begutachten die Dekoration und beobachten, wie die Mitarbeiter von „Luft und Liebe“ noch weitere weiße und rosa Luftballons vor dem Eingang deponieren. Die rosa Luftballons sind wohl dazu gedacht, später in die Lüfte zu fliegen, denke ich. „Ist das alles nicht ein bisschen zu kitschig?“ Fragt mich Stefan. Ich ringe kurz mit mir, dann sage ich schmunzelnd: „Es wird noch besser!“
„Ja, wieso?“
„Ich will die ja nicht die Überraschung verderben, aber Vanessa hat irgend etwas von einer Seifenblasenmaschine erwähnt!“
Er macht kullerrunde Augen: „Oh je…“

Ein paar Frauen laufen an der Kirche vorbei und bewundern die Dekoration. Dabei bleiben sie kurz stehen, und eine von ihnen lässt sich vor der Kirche neben den Luftballons fotografieren; ein Schnappschuss, noch einer, dann laufen sie weiter. Stefan und ich schauen uns irritiert an und schütteln die Köpfe.

Aus dem Inneren der Kirche dringt wieder Gesang zu uns – ein zweites Lied ertönt. Als dieses beendet ist, verlassen die Hochzeitsgäste nach und nach die Kirche durch die beiden Seitentüren (Ah! Das hätten wir auch so machen sollen…!) und versammeln sich vor dem Haupteingang. Aus der Menschentraube löst sich eine einzelne, große, gebräunte Gestalt und kommt in unsere Richtung; mein Chef, verschmitzt lächelnd wie immer. Nach ein bisschen Small talk gehen wir zu dritt zu den anderen Gästen, die vor der Kirche warten. Das Brautpaar hatte sich inzwischen durch die Schleife gekämpft und nahm Glückwünsche entgegen. Die rosa Luftballons wurden in die Freiheit entlassen und die Seifenblasenmaschine, die aussah wie ein überdimensionales, leuchtend buntes Spielzeuggewehr aus Plastik, leistete ganze Arbeit.

Hinter uns hört man es hupen: Ein weiteres Brautpaar fährt in einem geschmückten, amerikanischen Oldtimer an uns vorbei und winkt. Einige der Gäste drehen sich um. „Nicht umschauen!“ Sage ich zum Herrn Simon. „Das sind die falschen! Die stehlen Vanessa bloß die Show!“ Er lacht.

Kurz darauf verabschiedet er sich. „Ich habe schon gratuliert,“ sagt er, „da drinnen in der Kirche. Jetzt seid ihr dran…“ Ein kurzes Winken noch, dann stehen wir alleine da inmitten der Gäste. „Na komm schon, geh zu ihr!“ Sagt Stefan. Ich schaue nach vorne. „Ach, nein…“ Das Brautpaar ist noch immer von einer Gruppe Menschen umringt. „Schau mal, die stehen auch alle an, um zu gratulieren.“

Wir warten. Irgendwann stupst mich Stefan wieder an: „Jetzt steht sie alleine da, na los!“ Ich ziere mich, in meiner Lederkluft nach vorne zu gehen, doch abzuhauen, ohne etwas zu sagen, wäre auch nicht das Wahre gewesen. „Aber du kommst mit!“ Zische ich.

Todesmutig trete ich nach vorne und schaue mich dabei immer wieder um, um zu sehen, ob Stefan mir auch folgt. Doch alle meine Sorgen verflüchtigen sich sofort, denn als ich vorne bin, steht da nicht die „Braut“, da steht Vanessa, meine liebe Freundin aus der Apotheke, und strahlt mich an: „Ich freue mich so, dass ihr gekommen seid! Ich habe dein Motorrad draußen erkannt!“ Ich umarme und drücke sie und weiß in dem Moment nicht, was ich sagen soll. Wie oft hat sie wohl heute schon gehört, wie wunderschön sie ist?

„Du hast so einen Wahnsinns-Vorbau in dem Kleid, unglaublich!“ Sage ich dann. Entsetzt schaut sie mich mit ihren großen Augen an: „Ist das ironisch gemeint?“ Fragt sie mich unsicher. Oh je… okay, das war wohl nicht so gut… So, Kasia, jetzt guck mal, wie du da wieder rauskommst… – denke ich. Um zu retten, was nicht mehr zu retten ist, ziehe ich mein feierlichstes Gesicht an und sage: „Nein, überhaupt nicht! Das habe ich positiv gemeint!“ Doch dann wechsle ich schnell das Thema. Wir verfallen sogleich in einen Plausch, der wohl länger angedauert hätte, doch wir werden jäh unterbrochen; weitere Gäste verkünden Vanessa ihre Glückwünsche. Was, ich dachte, die wären schon alle durch…? Wir winken uns nur noch kurz zu, dann entfernen wir uns zu unseren treuen Pferden… ähm… Maschinen.

Ein letztes Mal sorgen wir noch für Aufsehen, als wir die Zündung anlassen und  mit einem lauten, tiefen Grollen der beiden Motorräder von dannen fahren und die Blicke der Sizilianer im Nacken spüren.

Kasia

Hi, ich bin Kasia, die Stimme von "windrose.rocks" :-)
Treibt Dich die Frage um, was sich denn alles jenseits der heimischen Couch verbirgt, bist Du rastlos und neugierig wie ich und spürst den Drang in Dir, in die Welt hinaus zu gehen? Dann tue es! Ich nehme Dich mit auf meine Reisen und lasse Dich hautnah das Unterwegs sein miterleben - in all seinen Facetten. Lass Dich inspirieren, komm mit mir und warte nicht länger, denn... die Welt ist so groß und wir sind so klein, und es gibt noch so viel zu sehen!

Die Welt wartet auf uns.

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6 Kommentare

  1. ich denke die Arbeitskollegin hat sich wirklich super gefreut dass du gekommen bist und ihr gratuliert hast ! Hast alles richtig gemacht und ohne Gratulation wäre ich auch nicht abgehauen . Nachdem Sie dein Motorrad erkannt hatte wusste sie ja das du hier bist !

    1. Ja, sie hat sich sehr gefreut, dass wir da sind. Sie hat ja auf Arbeit angedeutet, wenn ich Lust hätte, könnte ich ja auftauchen…. und mir gesagt, wo die Kirche ist 🙂

      1. das war schon ein kleiner Wink durch die Hintertür ! Hoffe sie ist noch verheiratet man weiß ja nie !

        1. Ist sie, ist sie 😉 und ihr Kleiner ist schon im Kindergarten

          1. oh schon wach ?? Also toll dann kam ja auch noch Nachwuchs ! Gut für unser Land und die zukünftige Generation ist wichtig ! Sie erhält uns am Leben !

  2. Vanessa die Braut says:

    Ich liebe deine Geschichten , dir ist schon klar ,dass DIES mein allerliebster Beitrag ist ? Ich – Wir – haben uns sehr über eure Anwesenheit gefreut !! Man beachte ,dass ich, trotz Aufregung , eure Motorräder vor der Kirche erkannt habe ???
    Bacio deine waschechte sizilianische Braut ?♥️

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