Expedition MOSAiC – Anfang

Expedition MOSAiC – Anfang

MOSAiC ist die Abkürzung für Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of Arctic Climate oder kurz gesagt, es war die größte zentralarktische Expedition die jemals stattgefunden hat.

Expeditionsziel: Untersuchungen zu „Lande“ zu Wasser und in der Luft in der arktischen Polarnacht in einem Zeitraum von einem Jahr.

Mission: die Polarstern; Forschungsschiff und Eisbrecher; driftet festgefroren im Eis mit dem polaren Meereis Richtung Grönland.

Copyright: Folke Mehrtens/Alfred-Wegener-Institut
Copyright: Folke Mehrtens/Alfred-Wegener-Institut  

Nun mag sich mancher fragen: Warum um alles in der Welt macht man sowas. Die Erklärung ist folgende, zum einen ist nichts über die Polarnacht in der Arktis bekannt, zum zweiten gab es die einmalige Gelegenheit von der Atmosphäre bis hin zu den Tiefen des Meeres Forschung zu betreiben. Beteiligt waren 82 wissenschaftliche Institute und Staatsunternehmen, vom Atmosphärenwissenschaftler über den Ozeanographen bis hin zum Schneephysiker Biogeochemiker. Ursprünglich stand ein Budget von 140 Millionen Euro zur Verfügung das zu 50% vom BM für Bildung und Forschung getragen wurde. Die Mehrkosten entstanden durch die COVID19 Pandemie, der den zweiten Austausch von Wissenschaftlern und Aufstockung der Vorräte. Das bedeutete eine Lösung von der Scholle, eine außerplanmäßige Fahrt nach Spitzbergen wo die beiden Forschungsschiffe Maria S. Merian und Sonne mit der neuen Crew und Vorräten warteten. Die Expedition brach zusammen mit dem russischen Forschungsschiff (dieselelektrisch nicht atomar) am 20.09.2019 in Tromsø auf und kehrte am 12.10.2020 zurück nach Bremerhaven. Zurückgelegt wurden dabei 16232 km und davon 3400 km in der Eisdrift.

Die Vorbereitung, Logistik, Versorgung und eventuelle Krisenfälle standen am Anfang des Unternehmens. Ein Schiff mit ungefähr 100 Personen musste autark durch die Polarnacht kommen. Das fing an mit ausreichenden Lebensmitteln (von frischem Gemüse bis hin zur Tiefkühlkost), über ausreichend Energievorräte (Treibstoff Hubschrauber, Schiff, Generatoren, Schneemobile etc.) bis hin zu Eisbärenwächern. Ja ihr habt richtig gelesen. Eisbären wirken zwar im ersten Moment als ein bisschen zu groß geratener Kuschelbär, aber auch das nur im Zoo wenn sie genügend zu fressen haben und ein stabiler Zaun zwischen euch und den Eisbären sind. In freier Wildbahn dagegen sind es äußerst gefährliche Raubtiere, erst recht wenn sie Junge haben. Daher waren immer bewaffnte Frauen und Männer in der Nähe der Arbeitsgruppen. Weiterhin musste geplant werden wie alles verstaut werden kann, es waren ja auch ein Großteil von wissenschaftlichen Geräten an Bord. Einiges wurde vorher in Tirol geübt, z.B. wie mit einer Hochleistungsfräsmaschine eine Landebahn für die russischen Versorgungsflugzeuge angelegt werden kann. Wie man die Befeuerung der Landebahn verwirklicht und sie regelmäßig wartet. Hilfreich waren dabei russische Forscher die schon in den 30er Jahren kleine Driftstationen im Eis errichtet haben. Aber es muss auch die Rückkehr geplant werden, es sollten möglichst keine Spuren hinterlassen werden um nicht ungewollt nachhaltig die Umwelt zu beeinträchtigen. Und schließlich musst eine geeignete Scholle gefunden werden. Sie sollte groß genug sein um die verschiedenen Experimente durchzuführen, sie sollte stabil sein um Maschinen zu tragen plus Flugzeuge und Hubschrauber und sie sollte mit der Polarstern erreichbar sein. Es gab zwar die Möglichkeit per Echtzeit Daten von Satelliten zu holen, aber die Beurteilung konnte nur vor Ort stattfinden. Das heißt bei einer Scholle die geeignet ausgesehen hat wurde der Hubschrauber aus dem Hangar geholt, dieser flugfertig gemacht und dieser flog dann ein Team zur Scholle das mittels Bohrer und Lot die Dicke maß und den Boden der Scholle untersuchte ob Risse oder ähnliche Unangenehmheiten vorhanden sind. Es wurde schlussendlich eine passende Eisscholle gefunden und das Abenteuer im Polarmeer konnte beginnen.

3 Gedanken zu „Expedition MOSAiC – Anfang

  1. Hallo Stefan,

    ein äußerst interessanter, gut recherchierter Beitrag! Ich hatte noch nie zuvor von der Expedition Mosaik gehört, Mit deiner Art zu schreiben schaffst du es, dem Leser hochkomplexe Themen näher zu bringen. Weiter so!

    Liebe Grüße
    Kasia

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