Aruba, Südamerika

Der Nordosten der Insel – Felsig und wild

Aruba, Mai 2016

Unwirkliche Mondlandschaften und eine wilde Brandung. So weit das Auge reicht, fahren wir durch eine Felslandschaft, immer wieder unterbrochen von Dornenbüschen und Kakteen, die wie Türme hoch in den Himmel ragen. Dazwischen – riesige runde und ovale Felsbrocken, die aussehen, als hätte ein Riese damit zum Spaß die Landschaft beworfen, so willkürlich sind sie in der Gegend verteilt. Hier und da Bergziegen, die zwischen den Felsen hervorlugen, Häuser und Höfe in Pastelfarben gestrichen, die in der grellen Sonne noch farbiger wirken.

 

Der Papagei ging heute morgen ab wie ein Radieschen…

Gegen Acht bin ich wach. Stefan hat schon geduscht und verzog sich nach draußen an den Pool, wo ich ihn nun mit einem Cappuccino in der Hand wiederfinde.

Unser Zimmer ist sehr einfach gestaltet, doch das Bett unglaublich groß und bequem. Das Wasser in der Dusche hat eine so la la Temperatur, soll heißen: etwas zwischen lauwarm und frisch; dafür bin ich nach der Dusche wirklich richtig wach.

Das Zimmer und das Bad sind sehr sauber; als ich mal nachts unerwartet die Badtür öffne, überrasche ich ein kleines Kackerläckchen, das sogleich erwischt und beschämt in die hinterste Ecke flüchtet.

Duschen, guuut mit Sonnenschutz eincremen. Dann raus auf die Terrasse. Unten an der Bar höre ich schon die seichten karibischen Klänge. Der Papagei trägt zur exotischen Geräuschkulisse bei.

Bunte kleine Vögel tummeln sich zwischen den Palmenblättern, eine Katze streunt umher. Ein Palmenblatt kitzelt meine Nase, als ich auf der Liege bin.

Beim Frühstück kann man wählen zwischen ungesund und ungesund. Ich entscheide mich für ein Brötchen, üppig mit Schinken belegt und mit Schmelzkäse überbacken. Frisch gepressten O-Saft gibt es aus dem Pappkarton. Freies W-lan von sehr guter Qualität. Der Pool glitzert und die graue Katze bleibt an meiner Liege kurz stehen, um dann verschreckt davon zu rennen. Stefan hat sich aufgemacht, um nach einem Mietwagen für uns zu suchen. „Was möchtest du denn haben?“

„Ach weißt du Schatz…“ sage ich verträumt „Hauptsache es hat vier Räder…“

To-do-Liste für Aruba:

  • Schnorcheln
  • Schmetterlingsfarm besuchen
  • Den Osten der Insel erkunden (felsige Küsten)
  • Trip zu den Höhlenmalereien
  • California-Leuchtturm
  • Oranjestadt sehen
  • Ein Foto am „I-love-Aruba“-Schriftzug
  • Den kleinen Markt besuchen
  • Den berühmtesten „Krummen Baum“ fotografieren (kein Google-Foto von Aruba ohne Eagle Beach und diesem Baum)
  • Zigarren besorgen (am besten gleich einen Vorrat…)
  • Jeden Tag an einem anderen Strand sein: Eagle Beach (darauf freue ich mich ganz besonders, es soll nicht nur der schönste Strand der Karibik, sondern gar der ganzen Welt sein!), Baby Beach (sehr flaches Badewasser, halbmondförmige Lagune), Mangel Halto Beach (soll sehr ruhig und abgelegen sein, glasklares Wasser), Arashi Beach Noord (glasklares Wasser neben Mondlandschaft, Treffpunkt der Einheimischen, Nähe Leuchtturm)

Trotz Schutzfaktor 50 hat es mich erwischt, stelle ich nach dem Duschen fest. Die Haut ist gerötet. Schnell Aprés drauf, bis morgen wird das wieder. Und wenn nicht, habe ich mir für den Fall zwei luftige, weiße Blusen in den Koffer gepackt, die mir bereits damals auf Marmaris gute Dienste geleistet haben. In Marmaris war ich letztes Jahr in Mai mit meiner Freundin Nina. Da hatte ich den Sonnenschutz weitestgehend „vergessen“, hatte vielleicht gehofft, die Haut bräunt dadurch schneller… es endete mit Verbrennungen dritten Grades, meine Beine waren tiefrot bis lila, und eine Woche später schälte ich mich einmal komplett, so wie dieser Gecko, den die Hotelkatze heute Morgen im Maul hatte…

 

Linda schützt die Umwelt…

…oder: der arubianischer Tütenwahnsinn.

Heute morgen sind wir früh wach. Der Himmel ist bedeck und der Wind stärker als sonst. Doch sobald wir unten beim Frühstück sitzen, kommt die Sonne auch schon wieder raus.

Noch an meinen Sonnenbrand von gestern Mittag denkend creme ich heute jeden Zentimeter meiner Haut sorgfältig mit Lichtschutzfaktor 50+ ein. Als ich dann, schon angezogen und eingecremt, vorsichtig die Tür öffne und nach draußen schaue, kommt mir eine Brise schwüler Wärme entgegen, die selbst die karibischen Winde nicht vertreiben können. Am Terrassengeländer, nur ein kleines Stückchen weiter weg, sitzen zwei grau-braune Jungvögel und putzen sich das Gefieder. Wie kleine Tauben sehen sie aus und schauen munter und neugierig in meine Richtung.

Auf Zehenspitzen schleiche ich mich wieder hinein ins Zimmer und schnappe mir meine Kamera.

Beim Frühstück haben wir heute morgen wieder die Qual der Wahl: Baguette mit Schinken und Käse oder Toast mit Schinken und Käse. Dazu gibt es wahlweise Ei, Joghurt, Kaffee, O-Saft und/oder  Cappuccino. Da das W-lan heute nicht funktioniert, müssen wir uns einen Account erstellen lassen, damit man uns das Frühstück auf’s Zimmer anschreiben kann. Denn kein W-lan bedeutet auch: Keine EC-Kartenzahlung.

„Erledige du das, Schatz.“ Sage ich und beobachte dann lächelnd, wie Stefan der älteren Angestellten kreuz und quer  durch die Anlage folgt, um dann schließlich hinter einer der vielen Türen zu verschwinden. Als er zurück kommt, hat er einen leicht irritierten, doch erleichterten Blick. „Na, hat sie dich in ihren Darkroom mitgenommen?“ Frage ich grinsend.

 

Einkaufen auf Aruba

Da fast alles an Lebensmitteln auf Aruba eingeschifft werden muss, erreichen die Preise durchaus Schweizer Niveau: Für einen Tageseinkauf gibt man hier locker ein kleines Vermögen aus.

Der Plastiktüten-Verbrauch auf der Insel ist enorm hoch und so beobachtete ich beim gestrigen Einkauf geschockt, wie der hilfsbereite Junge neben der Kasse (Menschen auf Aruba packen nicht ein, sie lassen einpacken) unsere Artikel beinahe einzeln in hauchdünnes Plastik packte. All mein Umweltbewusstsein schrie in meinem Inneren Zeter und Mordio und dennoch stand ich stumm da  – was mit den Grund hatte, dass wir an jenem Tag ebenfalls nicht an eine Tragemöglichkeit gedacht haben. So ließen wir das Verbrechen an der Umwelt widersprachlos geschehen.

Doch diesmal ist es uns gelungen, das Einpacken in tausend Tüten zu umgehen; Stefan nahm heute eine Linda-Stofftasche mit. 🙂 An der Kasse sah der hilfsbereite Supermarktangestellte tatenlos zu, wie wir zufrieden unsere eigene Tasche befüllten.

 

Die wilde Brandung

„Es scheint kein Vorurteil zu sein, dass die Einheimischen viel Glücksspiel betreiben.“ Bemerkt Stefan. „Man sieht überall Lottobuden.“

Am Nachmittag schwingen wir uns in den Wagen und starten unseren Roundtrip über die Insel. Irgendwann passieren wir die letzten bonbonfarbenen Häuser und kakteenumzäunten Höfe mit blühenden Gärten und fahren auf die felsige Küste zu. Zu unserer rechten: eine zerfallene Steinruine, neben welcher ein paar tüchtige Karibianer einen bunt bemalten LKW-Anhänger platziert und zum Getränkeshop umfunktioniert haben. „One happy island – Aruba“ steht über dem Verkaufsfenster. Hintendran ist noch ein Anhänger zu sehen. „Toilet – only 1 $“

Wir sind hier auch beide „two happy people“, denke ich und nehme Stefan an die Hand.

Ich möchte die Ruine mit dem Meer im Hintergrund fotografieren, also laufe ich ein gutes Stück des Weges zurück, den wir mit dem Auto gekommen sind. Stefan läuft zum felsigen Abhang vor.

Als ich meine Bilder gemacht habe und ihm folge, steht er gerade sprachlos da mit der Kamera in der Hand.

„Nächstes Mal fährst du mit dem Auto das Stück zurück, damit ich fotografieren kann! Ich musste gefüllte fünf Kilometer laufen!“ Brumme ich. Doch als ich dann neben ihm stehe und in den Abgrund schaue, verschlägt es mir die Sprache. Wortlos hebe ich meine Kamera.

Unten im Abgrund tanzen tausend Teufel, die Wellen brechen mit machtvollem Getöse an den schroffen Felsen, weiße Gicht spritzt hoch und uns ins Gesicht. Der Wind trägt die salzigen Wassertropfen zu uns herauf und zerrt an unseren Kleidern, und unten schäumt ein wahrer Hexenkessel in den faszinierendsten, türkisblauen Farben. Mein Gesicht fühlt sich klebrig und durchgeschwitzt an, das Salz in der Luft  mischt sich mit Schweiß und Sonnenmilch. Klebrige Haarsträhnen fallen mir andauernd ins Gesicht. An Schönheit ist hier nicht zu denken. Ich setze mich auf einen der Felsen und schaue überwältigt hinunter auf das tosende Meer. Wer hier einmal reinfällt, der hat verloren, denke ich mir.

„Du könntest eigentlich einen Schubser wagen, wenn dir die Hexe zu sehr auf die Nerven geht, und dann behaupten, es sei ein Unfall gewesen.“ Sage ich schmunzelnd zu Stefan, der sich neben mich gesetzt hat.

„Ja, das wäre eine Überlegung wert.“ Er lacht.

 

Wir fahren weiter, doch wir kommen nicht weit…

Schon nachdem wir um die nächste Ecke biegen, zieht uns die unwirkliche Landschaft wieder in ihren Bann. Schwarze, vulkanische Felsen ragen in die Höhe, und hinter ihnen zerschellen die Wellen in weißen, meterhohen Schaumkronen. Überall in der Landschaft sind ausbalancierte Steingruppen zu sehen, große wie kleine. Anscheinend ist das die Beschäftigung aller Touristen, die hierher kommen, denn die ganze Landschaft ist übersät damit. Ich mache eine Aufnahme davon und schicke sie meinem Chef. Das ausbalancieren von Steinen ist seine Urlaubsbeschäftigung. („Das sieht sehr gut aus, ich bin beeindruckt“, wird er mir später zurückschreiben. Tja, was soll ich sagen… ? Die Steine sind so porös und haben eine dermaßen raue Oberfläche… ich habe für meinen „Balance-Akt“ keine halbe Minute gebraucht…)

Immer wieder halten Jeepsafaris voller Touristen an der felsigen Küste an. Die Menschen steigen aus, fotografieren das tosende Meer, nach zehn Minuten geht es auch schon wieder weiter. Wir sind froh um unseren Mietwagen und um die Unabhängigkeit, die er mit sich bringt. Im Nachhinein bin ich auch froh, keinen Roller gemietet zu haben, denn die ganze Zeit in der sengenden Hitze zu fahren, während die Sonne einen den Kopf grillt, wäre nicht lustig geworden. Es ist jedes Mal wie eine kleine Erholungspause für uns, in das kühle, klimatisierte Auto steigen zu können. Wir trinken viel Wasser, essen die gefüllten Brötchen aus Blätterteig, die wir heute morgen gekauft haben, essen Pfirsiche.

Irgendwann kommen wir an einer von Arubas Sehenswürdigkeiten an: Die „Natural Bridge“, die Felsbrücke im Meer.

Kasia

Hi, ich bin Kasia, die Stimme von "windrose.rocks" :-)
Treibt Dich die Frage um, was sich denn alles jenseits der heimischen Couch verbirgt, bist Du rastlos und neugierig wie ich und spürst den Drang in Dir, in die Welt hinaus zu gehen? Dann tue es! Ich nehme Dich mit auf meine Reisen und lasse Dich hautnah das Unterwegs sein miterleben - in all seinen Facetten. Lass Dich inspirieren, komm mit mir und warte nicht länger, denn... die Welt ist so groß und wir sind so klein, und es gibt noch so viel zu sehen!

Die Welt wartet auf uns.

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1 Kommentar

  1. […] Der Nordosten der Insel […]

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